Image aufpoliert

10.09.1982

Dieter Eckbauer

Die IBM hat Unebenheiten in ihrem Großrechnerprogramm beseitigt. Mit dem Modell 3081 G soll indirekt der Aufstieg zur 3081 K attraktiv gemacht werden. Daß die 3081 Modell D ausläuft, war ohnehin zu erwarten. Und jetzt gibt's ganz oben noch ein Multiprozessorsystem (3084 - warum nicht 3081 MP?), mit dem Mother Blue ihr Image als Jumbobauer aufpoliert.

Wie muß man diese Ankündigungen bewerten? Am interessantesten ist zweifellos die verbilligte Umrüstung von IBM 3081 Modell D in Modell K. Ja, man kann sagen: Die D ist die billigste K, die es je gab. Der Kunde spart an Umrüstungskosten rund eine halbe Million Mark. Die Rechnung: Die Modellumwandlung D in K kostet 959 000 Mark, für das Upgrade von G auf K sind 1 517 000 Mark hinzulegen.

Wenn das kein Bonbon der IBM ist. Jetzt durfte ein großer Run auf die D losgehen, weil's der günstigste Weg ist, zu einer K zu kommen. Die IBM hat das freilich ganz raffiniert verpackt: 3081-Kunden müssen die Aufrüstung bis zum Jahresende ordern und der Zusatz muß noch in 1983 installiert werden. Was danach kommt, ist wieder teurer. Die Gelackmeierten sind diejenigen Anwender, die eine D bestellt haben und jetzt eine G geliefert bekommen.

Daß Big Blue momentan an Upgrade und Kauf gelegen ist, darauf deutet auch die Mietpreiserhöhung für die K zum 1. 1. 19B3 um vier Prozent hin. Gleichzeitig geht nämlich die Wartung um 15 Prozent runter. Die IBM möchte, so kann man die Fakten auslegen, alle D-lnstallationen so schnell wie möglich auf die K bringen - mit Kaufverträgen, versteht sich.

Doch zurück zu den "Innovationen", die in der jüngsten Großrechner-Ankündigung stecken.

Die Neuvorstellungen sind, obwohl die G-Maschine noch 370-Emulation bewerkstelligt, als reine MVS/XA-Maschinen gedacht. Nun sind die Architektur-Erweiterungen, außerhalb der IBM-Laboratorien, nirgendwo implementiert, Leistungsvergleiche folglich nicht möglich. Den Preis, gewiß kein Pappenstiels kennt der Kunde. Aber ist das eine ausreichende Entscheidungsgrundlage?

Der Marktführer selbst gibt sich, was 3084-Versprechungen in Instruktionsausführungsraten betrifft, äußert zurückhaltend. Nicht ganz Faktor zwei gegenüber der K-Variante wurde laut IBM gemessen. Bei Batch-Verarbeitung, man höre. Welcher Anwender will sich mit Stapeljobs schon sein Mainframe-Schmuckstück zuschaufeln? Was macht, nachgefragt, den Glamour der Neuen aus? Zu den allerersten Bestellern zu gehören, dieses früher in der IBM-Kundschaft verbreitete Motiv, dürfte eigentlich kein Thema mehr sein. Siehe 3081 D. Insofern ist, zumindest aus Anwendersicht, eigentlich nichts klarer geworden.

Sicher ist nur eines: Wer glaubte, im Großrechnerbereich schlafe die Konkurrenz ein, der irrte. Univac hat erst kürzlich ein neues Flaggschiff auf den Markt gebracht. Und Amdahl sowie Siemens (Fujitsu) waren auch nicht ankündigungsfaul. Man wüßte allerdings gern, welcher Anwender die verfügbare Superleistung bereits auf den RZ-Boden bringen kann.