Diener zweier Herrn

Im Spagat zwischen Projekt und Abteilung

16.08.2012
Von   IDG ExpertenNetzwerk
Sabine Frömling ist Autorin zahlreicher Beiträge rund um die Themen IT-Sicherheit, Projektmanagement, Providersteuerung/Outsourcing, digitale Transformation und diverse Managementinstrumente. Sie ist seit 15 Jahren in der Steuerung und dem Management von IT-Projekten, IT-Programmen und IT-Portfolios tätig.
Projektleiter können nur fachliche Anweisungen geben, die Personalverantwortung verbleibt beim direkten Vorgesetzten. Die Mitarbeiter geraten oft in Konflikt: Tagesgeschäft oder Projektaufgabe, was geht vor?
Mitarbeiter in Projekten geraten oft in Konflikt: Was geht bei Zeitnot vor, die Projektaufgabe oder das Tagesgeschäft?
Mitarbeiter in Projekten geraten oft in Konflikt: Was geht bei Zeitnot vor, die Projektaufgabe oder das Tagesgeschäft?
Foto: vege/Fotolia.com

Auch wenn immer mehr Projekte abteilungsübergreifend ausgeführt werden, verbleiben die Projektmitarbeiter in der Regel organisatorisch in ihren Abteilungen, wo sie andere Aufgaben zu erledigen haben. Dem Projektleiter sind sie meistens fachlich unterstellt, disziplinarisch unterstehen sie weiter ihrem Linienvorgesetzten.

Projektleiter hierarchisch ohne Weisungsbefugnis

Da die Mitarbeiter zwei Rollen - im Projekt und in der Linienorganisation - innehaben, geraten sie oft in Konflikte: Sollen sie zuerst das Tagesgeschäft oder die Projektaufgabe erledigen? Zwar hat der Linienvorgesetzte die disziplinarische Hoheit, die mehr ins Gewicht fällt als die Befugnisse des Projektleiters. Dennoch ist der Mitarbeiter zu einem bestimmten Anteil für das Projekt abgestellt. Darum sollte etwa sein Urlaub ebenso mit dem Projektleiter abgestimmt werden, da er in die Ressourcenplanung des Projekts einfließt. Am Ende des Projekts oder beim Erreichen von Meilensteinen könnte es anhand der Bewertung des Projektleiters eine Bonuszahlung geben. Auch lässt sich die Bewertung der Arbeitsleistung im Projekt für die Karriereplanung des Projektmitarbeiters heranziehen.

Eine brisante Situation entsteht, wenn im Konfliktfall die Linientätigkeiten eine höhere Priorität als die Projektaufgaben bekommen. Projektmitglieder tendieren meist dazu, sich gegenüber ihrer Abteilung loyal zu verhalten. Schließlich bewertet der Vorgesetzte die Arbeitsleistung in der Linie.

Projektleiter haben hierarchisch keine Weisungsbefugnis, was es erschwert, die Ziele zu erreichen. Als Führungskraft auf Zeit sind sie mit unklaren Machtverhältnissen konfrontiert und scheitern nicht selten an der Mitarbeiterführung, hervorgerufen durch fehlende Führungswerkzeuge. In den Augen der Mitarbeiter genießen Projektleiter ein niedrigeres Ansehen als der direkte Vorgesetzte, der über Karrierechancen entscheidet. Zudem treffen Projektleiter immer auf neue Aufgaben und neue Teams aus Menschen mit unterschiedlichen Interessen. Wie können sie diese auch ohne Weisungsbefugnis dazu bringen, denselben Kurs einzuschlagen?