Hardwarehersteller stehen in den Startlöchern

Im Herbst beginnt der Kampf um den Markt für Acht-Wege-Server

30.07.1999
MÜNCHEN (CW) - Wenn Intel am 23. August offiziell den "Profusion"-Chipsatz für die Koppelung von acht Xeon-Prozessoren ankündigt, werden etliche Hersteller bereits mit fertigen Server-Systemen in den Startlöchern stehen. Nur wenige Anbieter verzichten auf das Chipset Intels und setzen statt dessen eigene Technik ein.

Der Kampf um den lukrativen Markt für Intel-basierte Acht-Prozessor-Server wird spätestens ab Herbst dieses Jahres in die heiße Phase treten. Schon jetzt haben etliche Branchenschwergewichte, darunter Hewlett-Packard (HP), Siemens und Fujitsu, Details zu ihren Multiprozessor-Rechnern mit Xeon-Chips bekanntgegeben.

Die meisten Hersteller greifen für die interne Verbindung der CPUs auf den "Profusion"-Chipsatz von Intel zurück. Die Grundlagen dieser Technik hatte die Prozessorschmiede durch die Übernahme des US-Herstellers Corollary im Jahr 1997 erworben.

Zu den wenigen Anbietern, die nicht auf Intels Profusion-Technik setzen, gehört Siemens Computer Systems (SCS). Die Münchner enthüllten kürzlich in London Details eines neuen "Primergy"-Servers, der mit acht Xeon-CPUs arbeitet. Das Kernstück für die Verbindung der Prozessoren bildet ein eigenentwickeltes Board, das der Hersteller als "Third-Level-Cache" bezeichnet. Die Entscheidung, eine separate Karte zu verwenden, begründet SCS damit, die Investition der Kundschaft in die seit einem Jahr ausgelieferte Vier-Wege-Variante der Primergy- Server schützen zu wollen. Kunden solcher Rechner können nachrüsten.

Ein weiterer Grund für die Eigenentwicklung war, daß Siemens hoffte, schneller als die Konkurrenz Intel-Server mit acht Prozessoren auf den Markt bringen zu können. Denn Intel mußte die Einführung des Profusion-Chipsets mehrmals verschieben. Allerdings kam auch Siemens mit der Entwicklung nicht recht voran, so daß sich die eigentlich für die CeBIT ''99 geplante Einführung der Server nun auf August verschob.

Mit der Verschmelzung von SCS und Fujitsu ergibt sich für die Primergy-Familie ein weiteres Problem, denn Fujitsu entwickelt derzeit selbst einen Acht-Wege-Server, der aber mit dem Intel-Chipsatz arbeiten soll. Wie der englische Branchendienst "Computergram" meldet, bestätigte ein hochrangiger Siemens-Manager, daß die exakte Positionierung beider Produktlinien erst noch erarbeitet werden müsse. Es gebe aber ein starkes Engagement für beide Varianten. Fujitsu hat unterdessen angekündigt, seinen Intel-basierten Acht-Wege-Server ("Teamserver T800i") für Windows NT 4.0 und SCO Unixware 7 Ende dieses Sommers auf den europäischen Markt zu bringen.

Neben Siemens verzichtet auch Bull auf Profusion und setzt auf ein eigenes Chipset. Der "Express 5800 HV8600", arbeitet nach einem ähnlichen Prinzip wie die Primergy-Server. Auch hier kommunizieren zwei Vier-Wege-Architekturen über einen Third-Level-Cache. Dieser spezielle Chipsatz "Aqua 2" wurde von NEC entwickelt. Unisys verwendet ebenfalls eine eigene Acht-Wege-Technik, die sich an die hauseigene Architektur "Cellular Multiprocessing" (CMP) anlehnt.

Den Anbietern eigenentwickelter Multiprozessor-Techniken steht eine Phalanx Intel-treuer Hersteller gegenüber. Dazu gehören Compaq, HP, IBM, Data General und Dell/ALR, deren Server ebenfalls im Herbst dieses Jahres verfügbar sein dürften. Bei den Preisangaben halten sich die Unternehmen noch bedeckt. Wer sich für ein Acht-Wege-System interessiert, muß mit Summen zwischen etwa 50000 Mark für ein Einsteigersystem bis zu 300000 Mark für voll ausgerüstete Server rechnen.