Im Fokus: Second Life ist out

18.02.2008

Die Deutsche Post AG hat ihre Filiale in Second Life in der vergangenen Woche geschlossen. Wie das "Handelsblatt" berichtet, ist der gelbe Riese nicht der einzige Konzern, der die Flucht aus der virtuellen Welt angetreten hat. Zuvor hatten sich auch der Computerhersteller Dell und die Hotelkette Starwood aus dem zweiten Leben verabschiedet.

Bereits im August letzten Jahres 2007 stellte auch Adidas seine Aktivitäten in Second Life ein. Der Konzern hatte auf einer eigenen Insel virtuelle Sportschuhe verkauft - für je 50 Linden Dollar das Paar.

Niemand mag derzeit den Rückzug aus Second Life als Kapitulation eingestehen. Ähnlich wie Adidas sieht die Deutsche Post ihr Engagement als Experiment, aus dem man viel gelernt habe. Ein Unternehmenssprecher sagte, man habe mit der Online-Präsenz eine neue Form des Marketings intensiv erkunden und eine neue Zielgruppe ansprechen wollen. Diese Ziele seien erreicht worden. Die virtuelle Postfiliale, welche dem Bonner Post Tower nachempfunden war, besuchten rund 10 000 digitale Einwohner, die reale Postkarten gegen Linden-Dollar versenden konnten. Wie viele Second-Life-Bewohner davon Gebrauch machten, hat der Konzern nicht mitgeteilt.

Das eigentliche Problem von Second Life sind aber wohl die zahlreichen technischen Restriktionen: Die komplizierte Bedienung und die hohe erforderliche Rechenleistung haben manchen Besucher abgeschreckt. Trotzdem gehört IBM zu den Konzernen, die mutig weiter experimentieren. Das Unternehmen hat mit "Entropia Universe" und "There" neue virtuelle Heimaten gefunden. Der schwedische Entropia-Universe-Betreiber Mindark behauptet, bereits 600 000 Einwohner hätten sich für die Plattform registriert. Auch There.com scheint gut zu laufen, dort ist der Brausehersteller Coca-Cola engagiert.

Es scheint also, als habe Linden Labs mit Second Life einen Trend begründet, ohne die Ernte einfahren zu können. Die Nutzer wechseln derzeit die Plattformen und entscheiden im Zweifel für die technisch ausgereifteste.