Im DV-lastigen machen Host-Textsysteme das Rennen

02.05.1986

Trotz des PC-Rummels kann sich die Textverarbeitung auf dem Großrechner gut behaupten. Für die beiden Bürokommunikationskenner Klaus E. Barth von dem Waiblinger Unternehmen Stihl und Rüdiger Schulze vom Technischen Überwachungsverein Rheinland (TÜV) ist sie für solche Arbeitsplätze geeignet, wo neben die Textverarbeitung auch DV-typische Aufgaben treten. Gerade im Hinblick auf die Tatsache, daß der Mikro-Mainframe-Link immer noch ein Sorgenkind sei, empfehle sich zum bequemen Abrufen großer Datenbestände der Einsatz von zentralen Textprogrammen und Terminals. Schulze führt als Pro für eine hostseitige TV auch noch die Entlastung des Anwenders von Aufgaben der Datensicherung und Textspeicherung ins Feld. Burkhardt Strauß, Leiter Daten- und Textverarbeitung bei der Fläkt Produkte GmbH, hebt in seinem Beitrag hervor, daß sich die zur Wahrung der Firmenidentität notwendige Standardisierung von Dokumenten mit Hilfe eines auf dem Großrechner implementierten Systems besser realisieren lasse. sch

Rüdiger Schulze Leiter des Bereiches Bürokommunikation beim Technischen

Überwachungsverein Rheinland e. V. (TÜV) in Köln

Für den TÜV Rheinland als Sachverständigenorganisation hat die Textverarbeitung zur Dokumentation der Untersuchungsergebnisse eine hohe Bedeutung. Ihre Hauptaufgaben fallen in die Bereiche Texterfassung und Textbearbeitung und lassen

sich ohne Vernetzung der Textverarbeitungsgeräte untereinander und ohne Anschluß

zur Datenverarbeitung abwickeln. Neben unterschiedlichen Speicherschreibmaschinen

sind komfortable IBM-Textsysteme oder neuerdings auch die PC (kompatibel zu den Textsystemen!) in Ein- bis Dreiplatzkonfigurationen installiert. Die eingesetzte Textsoftware deckt weitestgehend an diesen Plätzen die Textverarbeitungsanforderungen ab. Voraussetzung zur optimalen Nutzung der Standardsoftware ist jedoch immer eine gründliche Einarbeitung. Dies ist bedingt durch den Umfang der Programme, die zur Abdeckung der üblichen Textverarbeitungsanforderungen notwendig sind. Neuerscheinungen auf dem Markt der Textverarbeitungsprogramme für Personalcomputer - mit auf den ersten Blick beeindruckenden Funktionen wie Maus oder Window-Technik - sind ebenso gewöhnungsbedürftig und benötigen zur professionellen Handhabung auch der Einarbeitung.

Es verbleiben trotzdem eine Reihe von Textverarbeitungsanwendungen, bei denen der Textverarbeiter die Datenbestände der Datenverarbeitung, zum Beispiel Adressen, unmittelbar nutzen und darüber hinaus die Texte lange Zeit archivieren und schnell wieder abrufen möchte. Die bisherige Software-Unterstützung zur Anbindung der Textverarbeitungsgeräte an die Datenverarbeitung ist unbefriedigend. Das wesentliche Problem ist von der "Benutzeroberfläche Textverarbeitung" aus betrachtet, die Datenbestände der DV gezielt im Dialog aufzurufen und ohne erheblichen Benutzeraufwand sofort in die Texte einbringen zu können. Es geht damit um die alte Problematik der Integration von Text- und Datenverarbeitung unter anwenderfreundlichen Bedingungen.

Ein Textprogramm für die Datenverarbeitung von der Firma Hob Electronic, das sich aus unserer Sicht positiv von den sonst üblichen DV-Editoren abhebt, ermöglicht die

vom TÜV Rheinland angestrebte Integration. Vorbehalte gegenüber Textverarbeitung auf Mainframes, wie Leistungsbelastung, Abhängigkeit von einem Zentralrechner und Rechnerbelastung, sind abzuwägen mit dem Vorteil vorhandene Terminals zusätzlich nutzen zu können Selbstverständlich müssen auch geeignete Drucker installiert sein. Hier steht das gleiche Angebot an Druckern preislich als auch leistungsmäßig wie bei den PC zur Verfügung. Dabei ist es nicht notwendig, an jedem Terminal, das Textverarbeitung beinhaltet, auch einen korrespondenzfähigen Drucker anzuschließen, da für hausinternen Schriftwechsel die vorhandenen Terminaldrucker einsetzbar sind.

Selbstverständlich deckt ein Textprogramm auf dem DV-Rechner nicht die gesamte Textverarbeitungspalette wie auf Personalcomputern ab. Auch wird ein gutes Textverarbeitungsprogramm DV-technische Bedingungen hinnehmen müssen, was nicht heißt, daß es deshalb anwenderunfreundlich sein muß. Doch bietet gerade das Umfeld der Datenverarbeitung Möglichkeiten, die beim Einsatz eines Textverarbeitungsprogramms

beachtenswert sind. Mit Datensicherung und Textspeicherung wird kein Anwender belastet. Programmtechnische Verknüpfungen von Text und DV-Stammdaten sind machbar, wobei der Anwender bei der Texterstellung und Textbearbeitung sich weitestgehend der üblichen Schreibmaschinenfunktionen bedient. Entscheidungen zum Einsatz von Textprogrammen auf DV-Rechnern oder auf PC müssen von den vorgesehenen Textverarbeitungsanwendungen und der vorhandenen Hardware abhängig gemacht werden. Wir sind der Meinung, daß der Programmeinsatz auf Personalcomputern und auf DV-Rechnern das Instrumentarium der Textverarbeitungshilfen sinnvoll abrundet.

Burkhardt Strauß Leiter DV und Textverarbeitung Fläkt Produkte GmbH, Butzbach

Zuerst ein paar grundsätzliche Gedanken zum Großrechner beziehungsweise

PC. Der Großrechner, der mit seiner traditionellen Rolle der Arbeitsteilung im Betriebsgeschehen Abläufe und Funktionen unterstützt, nimmt dem Anwender weitestgehend das DV-spezifische Know-how ab. Dazu gehören Fragen wie Integration, Kommunikation, Datenschutz und -sicherheit genauso wie Anwendungsentwicklung, Ablauforganisation, Methoden, Unternehmensstandards und vieles mehr. Der PC dagegen unterstützt den persönlichen Bedarf an Computerleistung. Es sollte bei einer Nichtverfügbarkeit des Mitarbeiters oder des PC selbst weder das operative Betriebsgeschehen noch die Steuerung beziehungsweise Leitung des Unternehmens entscheidend beeinflußt werden.

Im Bereich der Textverarbeitung hat die Fläkt Produkte GmbH unter anderem das zentrale Textverarbeitungssystem M/Text von Cincom im Einsatz. Die Vorteile dieses Textverarbeitungssystems sind der interaktive Dokumentenaustausch, die Telex-Fähigkeit und die Integration von Text und Daten. Daten können aus Datenbanken verschiedener

Anwendungen im Text integriert werden. Umgekehrt werden Daten, die in Texten anfallen, gegen Datenbanken verprobt und dort abgelegt. Damit kann die Datenintegrität gewährleistet werden. Als Beispiel seien Anwendungen wie Einkaufssystem und deren Bestellschreibung oder Angebotskalkulation und die dazugehörige Angebotsschreibung genannt. Zumal die Sinderungen dieser Dokumente zu einer automatischen Revision der betroffenen Daten in den dazugehörigen Datenbanken führt.

Im Sinne der Firmenidentität ist es sicher von Vorteil, wenn Dokumente, die extern verwandt werden, sowohl vom Aufbau als auch von ihrer Struktur her standardisiert sind. Hier bietet ein zentrales Textverarbeitungssystem eindeutig bessere Möglichkeiten.

Durch Nutzung der Telex-Eigenschaften von zentralen Textsystemen läßt sich die Investition in eine solche Einrichtung optimieren. Darüber hinaus können bereits vorhandene Terminals genutzt werden.

Der Datenschutz und die Datensicherheit werden durch eine zentrale Textverarbeitung auf einem Großrechner sicher professioneller beachtet, als dies auf Personalcomputern geschehen kann. Dies gilt im besonderen Maße bei vertraulichen oder personenbezogenen Dokumenten. Der Einsatz der PC für die Textverarbeitung kann unter Berücksichtigung aller Möglichkeiten der Großrechner bei einer Investitionsbetrachtung unwirtschaftlich sein.

Klaus E. Barth Hauptabteilungsleiter Zentrale Vertriebsaufgaben bei Stihl, Waiblingen

Die Frage, ob eine Textsoftware zentral auf dem Hauscomputer oder dezentral auf Personalcomputern beziehungsweise Minicomputern installiert werden soll, kann immer nur unternehmensspezifisch entschieden werden. Die jeweilige Aufgabenstellung der Mitarbeiter bestimmt daher generell das Ausmaß und die Art der DV-Unterstützung am Arbeitsplatz. So haben wir uns auch nicht konzeptionslos lrom PC-Virus infizieren lassen und überall Personalcomputer aufgestellt.

Im Rahmen einer unternehmensweiten Konzeption der Bürokommunikation wurden, zunächst aufgrund der jeweiligen Aufgabenstellung, verschiedene Arbeitsplatztypen definiert. Die Lösung ergab eine stufenweise Ausstattung und Vernetzung der Arbeitsplätze. Dabei standen die individuelle Datenverarbeitung mit Grafikaufbereitung sowie die Textsystemfrage im Vordergrund.

Es liegt auf der Hand, daß eine Fulltime-Sekretärin ein wesentlich umfangreicheres Textsystem benötigt als zum Beispiel eine Sachbearbeiterin, die gelegentlich einen Text erstellt. Daher wurde entschieden, daß alle Nur-Sekretärinnen mit dem Textsystem IBM 5520 ausgestattet werden. Alle Mischarbeitsplätze dagegen, die aufgrund der Aufgabenstellung meist ohnehin mit Terminals ausgerüstet sind, werden durch eine Zentral-Textsoftware unterstützt.

Die Tätigkeit einer Sachbearbeiterin im Vertrieb beispielsweise ist überwiegend die Auftragsabwicklung; es werden aber auch Texte erstellt. Da unsere Auftragsabwicklung von einem Dialogsystem DV-unterstützt wird, hat jede Sachbearbeiterin von vornherein bereits ein entsprechendes Terminal am Platz zu stehen. Grundsätzlich sieht das Stihl-Konzept der Bürokommunikation die Anbindung aller Textarbeitsplätze an das interne Netz (Disksos) vor.

Nachdem IBM die zentrale Lösung erst jetzt auf den Markt gebracht hat, haben wir uns übergangsweise für ein relativ neues einschlägiges Paket von Hob Electronic entschlossen.

Grundbedingung war neben der in einem vorangegangenen Test erprobten Leistungsfähigkeit die verbindliche Zusicherung von Hob, das System in einem definierten Zeitraum an das IBM-Netzwerk Dissos anzubinden. Nach der Vernetzung aller Text-Arbeitsplätze durch das IBM-Netzwerk stehen sich die Kombination von zentraler und dezentraler Lösung als Vorteil heraus, da bedarfsorientiert die jeweiligen Vorteile zum Tragen kommen.

Bernd Nordemann Leiter der Organisation bei der Mannesmann Demag Fördertechnik, Wetter/Ruhr

Textverarbeitungsprogramme werden im eigenen Unternehmen sowohl dezentral als auch zentral gefahren. Für den Bereich Auftragsentwicklung/Logistik erschien es uns sinnvoll, die Textverarbeitung in den DV-gestützten Abwicklungsprozeß einzubinden. Bei der beschriebenen Vorgehensweise kommt es darauf an, daß dieTextsoftware an dem Arbeitsplatz genutzt werden kann, an dem man auch die übrigen Arbeitsabläufe erledigt. Außerdem ist es im Rahmen der Vorgangsintegration wichtig, eine Online-Verbindung zwischen der Textverarbeitung und den übrigen Anwenderprogrammen herzustellen. Wenn ein Arbeitsprozeß von dem Textsystem angestoßen wird, muß eine Weiterverarbeitung in den vorhandenen Online-Programmen möglich sein.

In anderen Unternehmensbereichen als dem Vertrieb sind jedoch Stand-alone-Lösungen oder aber unabhängige Arbeitsplätze mit der Fähigkeit zur Integration von Vorteil. Für den angesprochenen Mikro-Mainframe-Link kommen die heutigen Personalcomputer in Frage. Voraussetzung für eine derartige Integration ist jedoch, daß Arbeitsprozesse je nach Zweckmäßigkeit und Bedarf durch den Sachbearbeiter vom Großsystem auf den eigenen Mikro und umgekehrt verlagert werden können. Es kommt auch darauf an, daß die Bediener die Benutzeroberfläche weitgehend identisch bleibt und die eventuell zwingend notwendigen Datenbankzugriffe vom Personalcomputer aus ohne Anpassung der Software durchgeführt werden können.