Kreativität

Im Dunkeln ist gut denken

16.02.2013
Von Kristin Schmidt

Nenne alle runden Dinge, die dir einfallen!

Nenne alle runden Dinge die dir einfallen! Schnell kommen in beiden Gruppen Begriffe wie Ball oder Rad. Doch in der absoluten Finsternis träumen die Dortmund-Fans plötzlich von der Meisterschale, anderen fallen spontan zehn Küchenutensilien ein, die rund sind. Auch bei anderen Aufgaben, wie "Nenne ungewöhnliche Anwendungen für Kaugummi!" oder "Was kann man mit einer Zeitung machen!" lag die Anzahl der Antworten der lichtlosen Gruppen um durchschnittlich 30 Prozent höher als die der anderen.

Auch in Bezug auf die Vielfalt der Ideen konnten die Teilnehmer aus der Dunkelkammer besser abschneiden. Bei der Frage "Was kann man mit einer Zeitung alles anstellen?", kamen sie nicht nur darauf, sie zu lesen oder zu kaufen. Ungewöhnliche Antworten, wie verbrennen oder mit dem Papier die Badewanne zu verstopfen, wurden in den Raum gerufen.

Die Sehenden waren deutlich befangener. Sie konzentrierten sich meistens auf den Bastelaspekt. Papierhütte, Flieger oder gefaltete Schiffchen sind zwar durchaus originell, wurden von den Juroren aber als wenig abwechslungsreich bewertet.

Etwas weniger eindeutig ist der Unterschied in der Originalität der Ideen. Hier übertreffen die in Dunkelheit ersonnenen Antworten die anderen kaum.

Dennoch sind sowohl die Forscher als auch Strategieberater Lück davon überzeugt, dass die gedankliche Freiheit im Dunkeln größer und das der Hauptgrund für die höhere Kreativität ist. Menschen könnten die Reaktionen der anderen auf ihre Antworten nicht sehen und halten sich im weiteren Verlauf der Gesprächsrunde nicht zurück.

Außerdem sei man eher dazu bereit, gesellschaftlich unangepasste Antworten zu geben, wenn man dabei nicht gesehen wird. Wem als erstes das Wort "klauen" einfällt, wenn es darum geht, was man mit einem Kaugummi machen kann, würde im Hellen vermutlich schweigen.

(Quelle: Wirtschaftswoche)