Im Aktientausch an Diamond verkauft Spea kapituliert vor schwieriger Kapitalbeschaffung in der BRD

03.11.1995

MUENCHEN (CW) - Diamond Multimedia Systems Inc. wird im Zuge eines Aktientausches mit der Spea Software AG aus Starnberg verschmelzen. Mit dem Deal geht ein kleines Stueck bemerkenswerter deutscher High-Tech-Geschichte zu Ende. Spea gehoerte neben Fast aus Muenchen zu den sehr wenigen bundesrepublikanischen Unternehmen, die mit Erfolg auf dem innovativen Markt der Computer- beziehungsweise Multimedia-Produkte operierten.

Geplant ist, den Spea-Anteilseignern entweder fuer jede der insgesamt 212 595 nicht boersennotierten Spea- zehn Diamond-Aktien zu geben. Diese werden an der New Yorker Boerse (Nasdaq) fuer rund 28 bis 30 Dollar gehandelt, so dass der Kauf Diamond rund 61,65 Millionen Dollar kosten wuerde. Je nachdem, ob die Kalifornier aus San Jose dabei einen besseren Schnitt machen, ist optional vorgesehen, fuer 2,2 Millionen Dollar Diamond-Stammaktien an die Spea-Eigner auszugeben. Wie Spea-Vorstandvorsitzender Hans- Christoph Wolf sagte, seien die Vertraege bereits unterschrieben.

Sprunghafte Wachstumsraten kennzeichneten die Firmengeschichte von Spea und Fast. Und wie Matthias Zahn, Vorstandsvorsitzender der Fast Multimedia AG, stimmte auch Wolf in der Vergangenheit immer wieder das Klagelied ueber verstaendnislose Banker an. Deutsche Finanzinstitute seien in der Regel nicht mit sonderlich viel technologischem Verstaendnis gesegnet. Folglich falle es ihnen schwer, die Bedeutung respektive Zukunftstraechtigkeit von Technologieprodukten zu ermessen, von denen letztlich der Erfolg einer Firma wie Spea abhaenge.

Aus der Rueckwaertsgewandtheit deutscher Banker resultiere ein sehr konservatives Gebaren bei der Vergabe von Krediten. Wolf: "Die finanzieren nur mit Blick auf Geschaeftsergebnisse aus der Vergangenheit und nicht danach, ob ein Produkt erfolgstraechtig ist."

Auch satte Kapitalerhoehung hat nicht ausgereicht

"Einen Finanz-Manager in Deutschland," so Wolf weiter, "irritiert es doch voellig, wenn er mit einer Firma konfrontiert ist, die Wachstumsraten von 40 bis 60 Prozent aufweist." Pflichtet Fast- Mann Zahn bei: "Versuchen Sie mal, einem deutschen Bankangestellten das Konzept einer Video-Overlay-Karte zu erklaeren."

Spea habe, so der fuer Bittgesuche bei Banken zustaendige Wolf, die Kreditlinien der Geldinstitute in Hoehe von 20 Millionen Mark bereits voellig ausgeschoepft.

Wegen der unzureichenden finanziellen Ausstattung konnten 1994 Auftragsbestaende nicht abgearbeitet werden. Ende 1994 vollzog Spea deshalb eine Risikokapitalerhoehung von 7,3 Millionen auf knapp 20 Millionen Mark. Hierin enthalten war ein Darlehen von rund 2,2 Millionen Mark, das die Spea-Gesellschafter in Kapital umwandelten. Etwa 10,2 Millionen Mark schossen Risikokapitalgeber unter Fuehrung eines hollaendischen Unternehmens zu.

Spea wie Fast versuchten wegen der misslichen Finanzierungsmoeglichkeiten in Deutschland ueber den Gang an die Boerse, Geldquellen zu oeffnen. Spea plante, so Wolf, noch im September 1995 fuer 1997 den Gang an die US-Boerse.

Die Fast Electronic GmbH hatte sich im September 1994 in die Fast Multimedia AG und die Fast Software Security AG aufgesplittet. Beide sind allerdings nicht an der Boerse.

Ende 1994 gruendete Fast in Delaware, New Jersey, die ebenfalls nicht boersennotierte Muttergesellschaft Fast Multimedia Holding Inc. Die Holding soll nun die fuer die weitere Expansion dringend benoetigten Gelder in die Firmenkasse schaufeln.

Spea hatte erst vor knapp zwei Monaten mit der Philips GmbH die gemeinsame Firma SP3D Chip Design GmbH gegruendet. An der Tochter ist Spea mit 49,5, Philips mit 50,5 Prozent beteiligt. An den Besitzverhaeltnissen von Philips soll sich auch nach der Uebernahme von Spea nichts aendern.