Ilmenauer Wissenschaftler entwickeln Tapete gegen Elektrosmog

13.11.2006
An der Technischen Universität Ilmenau könnte ein Allheilmittel gegen Elektrosmog in Wohnungen entwickelt werden: die Strahlen abweisende Tapete.

Die Diskussion darüber, ob und inwieweit elektromagnetische Felder für die Gesundheit von Menschen schädlich sein können, wird kontrovers diskutiert. Wissenschaftlich ist noch nicht bewiesen, dass Beeinträchtigungen etwa durch die Abstrahlung von Mobilfunk-Sendemasten stattfinden. Allerdings gibt es viele Hinweise auch von Ärzten über Schlafstörungen etc., die durch die elektromagnetische Strahlung hervorgerufen sein könnten.

Hier haben Forscher aus Ilmenau nun Ergebnisse präsentiert. In einigen Jahren könne es eine Tapete geben, die Mobilfunk- und Radarstrahlung absorbiert, sagte Bernd Halbedel, Magnetiker vom Institut für Werkstofftechnik.

Die Ilmenauer Wissenschaftler entwickelten in 20-jähriger Forschungsarbeit ein magnetisches Pulver, das unter anderem aus Eisen, Kobalt und Titan besteht. Das Pulver sollte, so die Vorgabe, die Strahlung nicht nur reflektieren, sondern sogar absorbieren. Das in Ilmenau entwickelte Gemisch sei in der Lage, die Strahlung im Frequenzbereich oberhalb von einem Gigahertz deutlich zu reduzieren. "Absorbiert werden 90 bis 99 Prozent", berichtete Halbedel. Um also bestimmte Räume, etwa Schlafzimmer, strahlentechnisch abzuschirmen, könnte man sie mit einer entsprechend beschichteten Tapete auskleiden. Im Ergebnis würde kaum mehr Strahlung in solche Zimmer gelangen. Allerdings ist man in solch einem Raum sendetechnisch ebenfalls abgeschirmt. Halbedel: "Aber man muss ja nicht überall telefonieren."

Die Ilmenauer Wissenschaftler entwickeln die Tapete gemeinsam mit dem Papiertechnischen Institut in München. Beide Institute wollen die Wandverkleidung zur Marktreife bringen. "Wenn alles positiv läuft, könnten in drei bis fünf Jahren Angebote für Spezialanwendungen im ökologischen Hausbau möglich sein", sagte Halbedel. Derzeit bilde das Pulver noch Klumpen. Der Weg, bis es sich gleichmäßig und haltbar auf Tapete auftragen lässt, sei noch weit. "Im Baumarkt könnte sie in zehn Jahren liegen - sicher nicht so billig wie Raufaser, aber erschwinglich."

Halbedel kann sich auch noch andere Anwendungen vorstellen: Denkbar sei etwa der Einsatz des Pulvers auf Folien. Dies könnte helfen, sich gegenseitig störende Geräte in einem Großraumbüro voneinander abzuschirmen. Auch die Autoindustrie hat bereits Interesse angemeldet. Sie denkt daran, bei den zunehmenden Kommunikationsströmen Techniken zu entwickeln, um die Fahrgastzelle abschirmen zu können. (jm)