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IG Metall wirft Unis fehlenden Praxisbezug vor

10.09.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - IG Metall und die Gesellschaft für Informatik (GI) streiten sich über die Qualität der universitären Ausbildung von Informatikern und Ingenieuren. Die GI reagierte auf die Kritik aus Gewerkschaftskreisen mit Unverständnis.

Das IG-Metall-Vorstandsmitglied Wolf Jürgen Röder kritisierte an den Ingenieur- und Informatikstudiengängen fehlende Praxisnähe. Mit dieser Pauschalkritik schaffte der Gewerkschaftsmann einen denkbar schlechten Einstieg in die Akkreditierungsagentur ASII, die Lehrpläne für neue Master- und Bachelorstudiengänge entwirft. Neben Professoren von Fachhochschulen und Universitäten gehören Vertreter der Gewerkschaft IG Metall und der Wirtschaft zum Akkreditierungsgremium. "Die Berufspraxis ist im Studium sehr isoliert. Studierende werden nicht auf Praktika vorbereitet und wenn sie mit ihren Erfahrungen an die Universität zurückkommen, interessiert das niemanden. Wir möchten die soziale und fachliche Kompetenz zusammenführen", präzisiert Bernd Kaßebaum von der IG Metall die Forderungen von Röder.

Karl Hantzschmann, Vorstandsmitglied der GI und Informatikprofessor an der Universität in Rostock räumt zwar ein, dass die Vorwürfe auf einige Bereiche zutreffen mögen, er widerspricht jedoch dem Pauschalurteil. "Wir haben schon vor zwei Jahren die Kritik der Wirtschaft aufgenommen und mit einer Broschüre an alle Fakultäten Empfehlungen für mehr Praxis im Studium verschickt." Da der Akkreditierungsagentur auch Vertreter der Wirtschaft angehören, sei sicher gestellt, dass die Berufspaxis bei den neuen Lehrplänen nicht zu kurz komme. (iw)