Smart Home, Wearables & Unterhaltungselektronik

IFA-Neuheiten 2016 im Überblick

06.09.2016

Smart Home & Smart City: Allumfassende Vernetzung

Im IFA-Fokus wird aber auch wieder die Vernetzung der Unterhaltungs- und Haus(halts)geräte stehen. "Es geht um sinnvollen Mehrwert und konkrete Verbesserungen", so Martin Börner von Samsung Deutschland. Ins Blickfeld rücken dabei kleine Features mit großer Wirkung. So solle die Bedienung aller Geräte immer intuitiver werden. Doch nicht nur Haushaltsgeräte, auch Fernseher und Musikanlagen haben künftig einen Netzzugang und sind per Mobile App steuerbar - das Smart Home wird also immer vielschichtiger und komplexer. Einer der Publikums-Magneten in diesem Bereich: Ein smarter Windows-10-Kühlschrank von LG:

Bosch will mit Hilfe seiner neuen Smart-Home-Plattform "Home Connect" zur treibenden Kraft bei diesem Thema werden und gleichzeitig eine Alternative zu US-Tech-Riesen wie Google oder Amazon bieten. Im Fokus stehe dabei ganz klar der Datenschutz, betont Peter Schnaebele, bei Bosch für den Bereich Smart Home verantwortlich: "Heute muss der Nutzer die Daten preisgeben und wenn er sich weigert, darf er nicht mitspielen". Auf der Bosch-Plattform soll den Kunden deshalb die Möglichkeit gegeben werden, vor dem Teilen von Daten zwischen Geräten verschiedener Anbieter zuzustimmen.

Aktuell versuchen unter anderem Apple, Google und Amazon die Steuerung vernetzter Hausgeräte und Devices in einem möglichst schlanken und per Sprachbefehl steuerbaren Gerät zu vereinen. Schnaebele betont, für Bosch sei es ein Vorteil, im Konzern neben Hausgeräten eine breite Technik-Palette von Sensoren bis hin zu Auto-Systemen zu haben. Die weißen Flecken sollen mit gezielten Kooperationen ausgefüllt werden. Bosch sucht die Partner dabei selbst aus, statt die Plattform für alle zu öffnen. Nur so sei es möglich, Benutzerfreundlichkeit und Datensicherheit zu gewährleisten. Auch einige Smart-Home-Devices zeigt Bosch auf der IFA 2016, darunter eine Überwachungskamera sowie ein vernetzter Rauchmelder und eine Steuereinheit, die sämtliche Daten der Geräte speichert.

Auch Siemens stellt bei der diesjährigen IFA die vernetzten Fähigkeiten seiner neuen Geräte in den Mittelpunkt. Geschirrspüler könnten künftig etwa selbständig den Nachkauf von Spülmaschinen-Tabs erledigen. Der wird automatisiert per Web bestellt, die Post übernimmt den Rest. Für Siemens-Manager Roland Hagenbucher heißt das nächste Ziel in der digitalen Entwicklung "Seamless Life". Gemeint ist damit das "nahtlose, fließende, digitale Ineinandergreifen von Lebenswelten und umfangreichen Ökosystemen, durch das unser Leben einfacher und komfortabler werden kann".

Auch IBM will mit Watson künftig im Smart Home eine Rolle spielen und verkündet deshalb auf der IFA Kooperationen mit Whirlpool, Panasonic, Bragi und Nokia. Deren Produkte sollen künftig dank der KI-Künste von Watson smarter werden. Das Smart-Home-Produktportfolio, das IBM damit abdecken könnte, ist breit gefächert: Whirlpool stellt Haus(halts)geräte aller Art her, Panasonic in erster Linie Kameratechnik, Bragi ist ein Spezialist für kabellose Kopfhörer, während Nokia vor einiger Zeit den Wearables-Hersteller Withings übernommen hat. Künftig könnte Watson also dafür sorgen, dass der Wäschetrockner selbst entscheidet, welches Programm die Wäsche braucht, die Security-Kamera zwischen Freund und Feind unterscheidet oder der Kopfhörer per Sprachbefehl seine eigene Bedienungsanleitung vorträgt. Die Technologie kommt bereits im Gesundheitssektor zum Einsatz, unter anderem bei der Forschung nach einem Heilmittel gegen Krebs.

Daneben gibt es auf der IFA 2016 Smart-Home-Lösungen und -Produkte aus sämtlichen Bereichen und von diversen Herstellern zu begutachten. In unserer Bildergalerie haben wir eine kleine Auswahl für Sie zusammengestellt:

Panasonic stellt auf der IFA sein erstes Smart-City-Projekt in Europa vor. In Berlin Adlershof sollen künftig Menschen aus verschiedenen Altersgruppen mit Unterstützung moderner Technologien zusammen wohnen. Das Projekt mit dem Namen "Future Living Berlin" der Wohnungsgesellschaft GSW Sigmaringen wird von der Unternehmensgruppe Krebs geleitet - Panasonic steuert die vernetzte Technologie bei. Der Elektronikkonzern baute bereits im japanischen Fujisawa in der Nähe von Tokio eine Smart City auf. Dort habe man eine Energieeinsparungen von über 70 Prozent erreicht, so Laurent Abadie, Europa-Chef von Panasonic.

Das Berliner Projekt ist bewusst dezentral angelegt und hat einen eher dörflichen Charakter, wie Sven Schmitt-Büttner von der Unternehmensgruppe Krebs erklärt. Älteren Menschen soll mit smarten Technologien wie Sensor-Überwachung und Notfallhilfen zum Beispiel ermöglicht werden, länger selbstständig in den eigenen vier Wänden leben zu können. Im Frühjahr 2017 soll mit dem Bau begonnen werden, ab 2018 sollen die ersten Bewohner die Smart City beleben. Die Grundmotivation für das Projekt, so Schmitt-Büttner, seien drängende Faktoren wie die Energiewende und der demografische Wandel gewesen. Das gesamte Projekt erzeugt über Photovoltaik-Anlagen seine eigene Energie und führt nicht verbrauchten Strom in den Kreislauf zurück.

Virtual Reality, 4K, OLED: Auch auf der IFA im Trend

Ein weiteres großes Thema 2016: Virtual Reality. Anwendungen und neue Headsets, Brillen oder Kameras, die den Nutzer in virtuelle Welten entführen, seien "der nächste Schritt in die Zukunft", sagt Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender des Branchenverbands gfu. "Vor neun Jahren hat man auch dem Smartphone nicht eine solche Bedeutung zugesprochen, die es schließlich gewonnen hat." Marktbeobachter von Bitkom und Deloitte erwarten, dass der Markt für VR-Produkte bis 2020 auf 850 Millionen Euro anwachsen wird.

Samsung wird seine VR-Brille Gear VR ebenfalls auf der IFA zeigen. Bei virtueller Realität sei Deutschland Vorreiter, weiß Samsung-Manager Börner: "Deutschland ist VR-Land." Der koreanische Tech-Riese hat hierzulande inzwischen 200.000 Exemplare der Gear VR abgesetzt - europaweit sind es 500.000 Stück. Und zur IFA will Samsung noch einen draufsetzen: mit "olfaktorischer VR 4D": "Wir zeigen mitten in Berlin auf dem Breitscheidplatz, was mit VR möglich ist", sagte Börner. Dabei soll die visuelle Darstellung virtueller Umgebungen mit Elementen wie realistischem Sound und realitätsnahen Düften erweitert werden.

Chip-Hersteller Qualcomm zeigt auf der IFA eine Referenzplattform für ein neues VR-Headset, dass die Lücke zwischen High-End und Low-End schließen soll. Hersteller die aus Kostengründen kein eigenes HMD (head-mounted display) entwickeln können, sollen künftig auf die Plattform des Halbleiter-Riesen setzen. Im Inneren des eigenständigen VR-Devices verrichtet ein Snapdragon Mobile Prozessor sein Werk. Soll heißen: Weder ein High-End-Gaming-PC, noch ein Smartphone sind für den Virtual-Reality-Genuss vonnöten. Das Snapdragon 820-Referenzmodell soll ab dem vierten Quartal 2016 verfügbar sein und sowohl für 360-Grad-, als auch 4K-Videomaterial geeignet sein. Eine Latenzzeit von 18 Millisekunden soll zudem der sogenannten "motion sickness" entgegenwirken und ein noch immersiveres VR-Erlebnis ermöglichen. Einziger Wermutstropfen: Das Teil braucht massig Energie und läuft deswegen mit Batterien nur rund zwei Stunden.

Natürlich werden in diesem Jahr unter dem Funkturm auch die neuesten Modelle und Technologien der führenden Hersteller von Flachbild-Fernsehern zu sehen sein. Die Zeiten, in denen TV-Geräte einfach nur größer und dünner wurden, sind vorbei. Jetzt geht es darum, die Steuerung der Smart TVs intuitiver und eben noch smarter zu machen. Dafür denken sich die Hersteller unter anderem neue Bedienoberflächen aus, die TV-Kanäle und Online-Services zusammenführen. Auch die traditionelle Fernbedienung wollen manche neu erfinden. Neben OLED-Displays, Bildschirmen mit 4K- und 8K-Auflösung und Technologien wie HDR (High Dynamic Range) zur besseren Bilddarstellung, gibt es auf der IFA auch Informationen rund um den neuen Standard für das terrestrische DVB-T2 HD. Hiermit lassen sich erstmals auch über Antenne TV-Signale in HD-Auflösung empfangen. Das Institut für Rundfunktechnik wird zum Thema auf der Messe informieren.