Moeglicher Standard basiert auf OSI und TCP/IP

IETF und ISO suchen neues Internetworking-Protokoll

16.04.1993

Beide Standardisierungs-Gremien diskutieren zur Zeit die Moeglichkeit, die besten Features von OSI und TCP/IP in einem neuen internationalen Internetworking-Standard zu vereinen. Lyman Chapin, Chairman des Internet Advisory Boards, erklaerte damit den alten Glaubenskrieg fuer beendet und kuendigte an, dass man kuenftig gemeinsam nach geeigneten Internetworking-Protokollen suchen werde. Analysten bewerten das IETF-Treffen als gutes Zeichen dafuer, dass sich TCP/IP endlich von einem reinen Netzwerk-Protokoll zu einem ausgereiften Standard entwickelt, auf dem Anwender auch unternehmenskritische Applikationen fahren koennen.

Auf Anwenderseite wurde diese Entscheidung ebenfalls begruesst, da viele Unternehmen sich bereits OSI als internationalem Standard zugewandt haben, intern aber weiterhin ihre vorhandenen TCP/IP-Installationen einsetzen. Auch die US-Regierung geht laut Richard Colella, Sprecher des National Institute of Standards and Technology, davon aus, dass sie kuenftig beide Protokoll-Stacks im Einsatz hat. Bereits heute, so der DV-Experte weiter, seien zahlreiche TCP/IP-Netze ueber OSI-basierte Gateways verbunden.

Laut Chapin wird sich die IETF kuenftig staerker mit den Sicherheitsproblemen und der Zuverlaessigkeit der TCP/IP-Netze befassen. Darueber hinaus plant das Gremium die Portierung von OSI-Applikationen wie X.400 E-Mail auf den TCP/IP-Stack.