Seit nunmehr 20 Jahren versucht der Saarbrücker Wirtschaftsinformatiker August-Wilhelm Scheer, IT-Verantwortliche vom Charme schlanker und durchgängiger Geschäftsprozesse zu überzeugen. Lange Zeit stießen seine Thesen zwar auf Interesse, der durchschlagende Erfolg blieb allerdings aus. Doch unter dem Druck der Wirtschaftskrise ist in den letzten Jahren Scheers Saat aufgegangen, und reiche Ernte wurde eingefahren. Schließlich "hat es dann doch geklappt", bringt Rüdiger Spies, Vice President der Meta Group, die Entwicklung auf den Punkt.
Antizyklisch durch die Krise
Geklappt hat es vor allem für die 1984 gegründete Firma IDS Scheer, die stets profitabel war und sich aus den Turbulenzen des IT-Markts heraushielt: Während des Hypes herrschte Ruhe, und der Crash in der Krise blieb aus. Als viele börsennotierte IT-Firmen ihr Kapital in strategischen Übernahmen verpulverten, hielt sich die Company zurück und rechnete mit spitzem Bleistift: 2000 wurden fünf kleinere Firmen übernommen, 2001 sagte IDS Scheer eine bereits angekündigte Akquisition in den USA sogar wieder ab, und 2003 kauften die Saarländer die französische Groupe Expert sowie das Osteuropa- und Nordamerika-Geschäft von Plaut. Letzteres war profitabel und günstig, denn Plaut brauchte Geld. IDS Scheer zahlte in allen Fällen bar.
Der Erfolg des Unternehmens hat viele Väter und einen August-Wilhelm Scheer. Dieser verfeinerte über Jahre die Kunst, Marketing zu betreiben, ohne in platte Werbung zu verfallen: Marketing für den Standort Deutschland, für Saarbrücken, für sein Unternehmen, die örtliche Hochschule, den Softwaremittelstand, die IT-Branche im Allgemeinen und nicht zuletzt auch in eigener Sache. Scheer ist ein Aushängeschild und eine Integrationsfigur, er kennt viele, und noch mehr kennen ihn. Zudem sorgt er firmenintern für Bewegung: Man wisse nie, welche Ideen er als nächstes aus dem Hut zaubert, berichtet ein Manager. Dies verhindere Stillstand im Unternehmen.