Idealmesse

09.10.1987

Auf dem Tiefpunkt der DV-Krise im Herbst 1987 verfährt die Computer-lndustrie so, als hätte sie aus den Marketingfehlern der Vergangenheit nichts gelernt: Sie stellt ihre Blechboxen auf Messen aus - das Hardwaren-Lager der Münchner Systems beispielsweise ist demzufolge chaotisch organisiert.

Von den Verantwortlichen der Ausstellungsgesellschaften hört man dagegen ganz neue Töne: Messen seien längst keine Orderplätze mehr, selbst ihr Werbe-lnformationswert sei anzuzweifeln.

Was bleibt? Nun: Wenn die DV-Hersteller auf Messen schon nichts verkaufen, dann wollen sie doch wenigstens wissen, was sie nicht verkaufen. Auch umgekehrt wird ein Marketing-Schuh draus: Auf DV-Messen können die Anbieter erfahren, wo die Anwender der Schuh drückt.

Dann wäre es aber - und Trauerwein wagt das Undenkbare zu denken - nur konsequent, die Messe-Konzeption zu kippen, dahingehend nämlich, daß die DV-Hersteller auf die Präsentation von Lösungen verzichten - statt dessen stellen die Anwender ihre Probleme aus.

Bei diesem Verfahren ist immerhin sichergestellt, daß intelligente Besucher-Fragen unterbleiben.

Sebastian Trauerwein

Information Resources Manager