Deutschland liegt nach Großbritannien und Frankreich auf dem dritten Platz

IDC: Wachstum von 61 Prozent im LAN-Markt

20.09.1985

ESCHBORN (sch) - Wachstumsraten von durchschnittlich 61 Prozent bis zum Jahre 1990 im LAN-Markt prognostiziert die jüngste IDC-Eurocast-Studie "LAN Marketplace Western Europe". Trotz des Booms würden die Preise auf diesem Sektor in der nächsten Zeit aber kaum purzeln. Die meisten lokalen Netzwerke in Schmalbandtechnologie kommen IDC zufolge aus Großbritannien. Frankreich und Deutschland.

Insgesamt konnte der europäische LAN-Markt 1984 mit 19 618 ausgelieferten einschlägigen Anlagen aufwarten, im Jahre 1983 waren es erst 9360 LANs. Am Ende des Jahrzehnts rechnet IDC mit 345 000 Installationen.

Die Mehrheit der in Europa bis heute verwendeten "Datentransfer-Schienen" basiert auf Basisbandtechnologie. Dagegen setzen sich Breitband-LANs erst sehr langsam durch: 1984 konnten "lediglich" 163 Stück von dieser Netzvariante an den Mann gebracht werden.

Der eindeutige Basisband-Marktführer hinsichtlich der installierten und ausgelieferten Einheiten ist laut Studie ICL mit Mikroplan. Dieses Produkt hält einen Marktanteil von 18 Prozent. Im High-end-Sektor der Schmalbandtechnologie dominiert jedoch mit 21 Prozent das Unternehmen Datapoint, während ICL im Lowend-Bereich sogar 24 Prozent auf sich vereinigen kann.

Im Breitbandmarkt steht die Systek mit insgesamt 32 Prozent (installierte Basis) beziehungsweise 36 Prozent (ausgelieferte Einheiten) derzeit an der Spitze. Den Angaben der IDC Deutschland GmbH, Eschborn, zufolge wird jedoch IBM ab 1986 mit dem von Systek entwickelten und leicht modifizierten PC-LAN den ersten Rang einnehmen.

Auch wenn 1990 rund vierzehnmal so viele Systeme in Richtung Kunde geschickt werden sollen wie 1984 und sich das Umsatzvolumen im gleichen Zeitraum ungefähr verzehnfachen soll, stünden keine Preiseinbrüche ins Haus, prophezeien die Analysten. IDC - zufolge kann man diesbezüglich nur mit einem spürbaren, alles in allem jedoch recht mäßigen Nachgeben rechnen. Der Marktaugur begründet dies in erster Linie damit, daß die heutigen Schmalband-LANs über den Preis miteinander konkurrieren und daher im Hinblick auf die Kosten bereits jetzt recht tief angesiedelt sind. Die Ursache hierfür wiederum liege in der besonders hohen Preissensibilität der typischen Basisband-LAN-Anwender, die besonders auf dem einschlägigen Ausbildungssektor hohe Kosten scheuten. Mit zunehmenden Büroinstallationen würde dieser Trend aber zurückgehen, heißt es in diesem Zusammenhang weiter.

Von den bis 1990 ausgelieferten 274 100 Basisbandeinheiten im Wert von insgesamt 1516,7 Millionen Dollar wird unter den europäischen Staaten Großbritannien mit Abstand die meisten "ergattern". IDC geht davon aus, daß sich die Zahl der Auslieferungen von 10 570 1984 auf 66 100 am Ende dieses Jahrzehnts erhöht. Als Marginalie nennen die Marktforscher hier allerdings den Tatbestand, daß der Inselstaat während des angegebenen Zeitraums an Vorsprung verliere. Der Grund: Der LAN-Markt in Großbritannien sei bereits heute relativ weit entwickelt, so daß andere Länder einen vergleichsweise größeren Aufholbedarf hätten.

Die Bundesrepublik Deutschland nimmt auf der Rangliste der Länder "lediglich" Platz drei ein und wird bis 1990 66 100 (1984: 10 570) Auslieferungen verzeichnen können.

Das größte Wachstum hat bemerkenswerterweise Italien zu erwarten: Das Auslieferungsvolumen soll sich bis 1990 versechzigfachen. Ebenfalls auffallend ist der schon relativ weit entwickelte LAN-Markt Schwedens, der Niederlande und Norwegens.

1984 entfiel mit 163 ausgelieferten Einheiten im Wert von 13,1 Millionen Mark erst ein Zehntel aller gelieferten lokalen: Netzwerke auf die Breitband-LANs. Bis 1990 soll sich dieses Verhältnis leicht zugunsten der neuen Technologie verschieben. Insgesamt würden 71 400a0 Einheiten im Wert von 214 Millionen Dollar einen Kunden finden. Im Gegensatz zu den Schmalbandnetzen ist bei den Breitband-LANs in den nächsten Jahren ein tiefer Preiseinbruch zu erwarten. Dies resultiert laut IDC einmal aus dem Einsatz neuer Techniken und spezieller ICs, zum anderen aber schlichtweg aus einem sich stark verschärfenden Wettbewerb.

Briten führen auch bei Breitband-Netzwerken

Auf dem Breitbandsektor kann die Bundesrepublik 1984 22 installierte Einheiten vorweisen und liegt damit in der Länderliste auf Platz drei, Die führende Position nimmt auch hier mit der Stückzahl 162 Großbritannien ein. Frankreich, im Basisbandmarkt auf Rang zwei kann im Breitbandbereich, bezogen auf die instalierte Basis, nur den siebten Rang halten. Platz zwei erobern bei letzterer Technologie die Niederlande. Im Breitbandmarkt soll man nach Aussagen der International. Data Corporation sein Augenmerk auch auf den mit 15 Stück relativ hohen Einheitenanteil der Schweiz richten.

Ferner gibt die Eurocast Studie "LAN Marketplace Western Europe" auch detailliert Aufschluß über Anbietermarktanteile bezogen auf 1984. Demzufolge schneiden die LAN-Produzenten ICL mit Microlan, Acorn mit Econet und Corvus mit Omninet auf Auslieferungsbasis am besten ab. Das weiter oben erwähnte Unternehmen Datapoint fehlt allerdings in dieser Auflistung.

Die "Sitzverteilung" bei den Herstellern von Breitband-LANs sieht folgendermaßen aus: 58 Auslieferungen entfielen 1984 auf das Systek-Netz Cablestream, 38 auf das Wangnet und 21 auf das Ferranti Boardband. Im Hinblick auf die installierte Basis erreichte jedoch das Unternehmen Ferranti im letzten Jahr den zweiten Platz. Und zu guter Letzt noch eine weitere interessante IDC-Beobachtung: Kein einziger Anbieter ist sowohl im Basisband- als auch im Breitband-LAN-Markt vertreten.