OS/2 ist bald am Ende

IDC prophezeit deutschem PC-Markt schwere Zeiten

28.06.1996

Diese Einschätzung des hiesigen PC-Geschehens traf das Marktforschungsinstitut International Data Corp. (IDC). Die Marktforscher sehen darüber hinaus für OS/2 schwarz: Relativ kurzfristig werde IBMs Betriebssystem vom deutschen Markt abdanken. Unix und Windows NT seien hierzulande die Server- Betriebssysteme der Wahl in DV-Zentren. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts dürften, schätzt IDC, diese beiden ungefähr 35 bis 40 Prozent des Betriebssystem-Markts unter sich aufteilen.

Auch über einzelne PC-Anbieter ließ sich das Marktforschungsunternehmen aus: Die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI) hat IDC zufolge die größten Chancen, ihren Erfolgskurs fortzusetzen. SNI dicht auf den Fersen ist nach Einschätzung der Marktbeobachter Compaq. Dies gelte, obwohl der weltweit erfolgreichste PC-Hersteller, der stückzahlenmäßig in Deutschland allerdings hinter SNI und Vobis auf dem dritten Platz rangiert, ungefähr 35 Prozent seines Umsatzes im unprofitablen Heimanwender-Segment erwirtschafte.

Compaq müsse sich, um überleben zu können, zum Alleskönner entwickeln. IDC-Analyst Heinz Unland legt den Texanern deshalb nahe, Anwendern, die unternehmensweite Aufgaben zu bewältigen haben, ein Rundumangebot zu machen. Dies solle nicht nur die reine Hardware beinhalten, sondern auch weitreichende Services. Compaq müsse ferner fortfahren, sogenannte strategische Partnerschaften einzugehen.

Der Escom AG stehen nach dem Dafürhalten Unlands entscheidende Monate bevor: Ändere das Unternehmen nicht innerhalb eines Vierteljahres seine Geschäftsstrategie komplett, werde die Branche schon im kommenden Jahr nicht mehr über Escom reden müssen. Insbesondere ein schlechtes Image bezüglich der Qualität der Escom-Rechner mache dem Unternehmen zu schaffen. Wegen verschiedener unternehmerischer Entscheidungen - Unland nannte etwa den Kauf von Commodore und den glücklosen Versuch, in England über eine Ladenkette Fuß zu fassen - frage er sich ferner, ob Escom finanziell stark genug sei, ein neues Strategiekonzept lange genug durchhalten zu können.