IDC: IT wird zur Chefsache

11.10.2006
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Kommunikationsdefizite

Neben der unterschiedlichen Auffassung in puncto Innovationsgeschwindigkeit hat die Kommunikation zwischen CIOs und CEOs auch ganz grundsätzliche Defizite. "Business-Manager müssen den IT-Lenkern mitteilen, was ihre Prioritäten sind. Viele tun das aber nicht", bemängelt Frank Gens, Senior Vice-President of Research bei IDC.

Dass IT-Chefs gern auf die Bremse treten, dürfte unter anderem an der Verteilung der IT-Budgets im Unternehmen liegen. Der überwiegende Teil der Gelder fließt in die Pflege bestehender Lösungen. Hewlett-Packard (HP) etwa veranschlagt für Betrieb und Wartung der internen Systeme 65 Prozent der IT-Ausgaben. Migration und Upgrade umfasst 25 Prozent, für Innovationen bleiben letztlich nur zehn Prozent übrig. Gegenüber anderen Großkonzernen ist HP mit dieser Relation noch sehr gut dran. Die Zahlen stammen von Francesco Serafini, Managing Director des IT-Konzerns für die Emea-Region (Europa, Mittlerer Osten und Afrika). Zwar ist HP Teil der Branche, doch viele Anwenderunternehmen dürften eine ähnliche Budgetverteilung bei sich ausmachen. Steigen werden die IT-Budgets nur moderat, so dass den Firmen nichts anderes bleibt, als durch Effizienzsteigerung die DV-Ausgaben vom Betrieb in Richtung Prozessverbesserung zu verschieben (siehe Kasten "HP speckt ab").

Getrieben vom Innovationswunsch der Firmenleitung setzen CIOs die Dynamisierung der IT-Architekturen ganz oben auf ihre Prioritätenliste. Gemeint ist damit, Applikationen, Informationen und technische Infrastruktur flexibler zu machen. Feste Zuordnungen von Systemressourcen sollen einer bedarfsgerechten Allokation weichen. Auf dieser Grundlage, so die Hoffnung, lassen sich Geschäftsprozesse rasch aufsetzen und bestehende schnell verändern. Weit gekommen sind die Anwender dem IDC-Analysten zufolge aber noch nicht. Lediglich die physikalische Infrastruktur sei vielerorts bereits konsolidiert worden. Dazu zähle, die Anzahl der Server zu reduzieren. Auch hätten große Unternehmen ihre ERP-Instanzen reduziert. Darüber hinaus nutzten Firmen die Virtualisierung, um Rechner- und Speicherkapazitäten besser auszulasten und flexibler zu verwenden.

CIO-Kennzahlen

Nach den Untersuchungen der IDC werden die Leistungen der CIOs anhand von fünf Kennzahlen gemessen. Der wichtigste Leistungsparameter ist die Dienstgüte der IT, die fast gleichauf liegt mit dem Wertbeitrag für das Unternehmen. Es folgen die Zufriedenheit der Anwender, die Produktivität und die Kosten.

Service-Orientierung

Auf Ebene der Applikationen sei jedoch kaum etwas geschehen, nicht zuletzt aus Mangel an der dazu erforderlichen Software. "Applikationsvirtualisierung setzt Service-orientierte Architekturen voraus. Hier stehen Hersteller und Anwender aber noch am Anfang", so Gens. Und selbst die vorhandenden Angebote verfangen bei den Kunden nicht. Firmen können mit Service-orientierten Technikplattformen, wie sie IBM und Bea entwickeln, wenig anfangen. Nach Überzeugung des IDC-Analysten erwarten Unternehmen, dass ihr Applikationshersteller ihnen SOA als Bestandteil der Lösung ("SOA in a Box") liefert. "Für Plattformen interessieren sich meist nur die Entwicklungspartner des Herstellers, weniger dessen Kunden."