Kanadier beenden Ausflug in die Büroautomation:

ICL übernimmt DV -Zweig von Northern Telecom

04.03.1988

FRANKFURT / NÜRNBERG (ujf)- Die kanadische Northern Telecom Ltd. (NT) konzentriert sich wieder auf ihr Kerngeschäft und überträgt ihre europäischen der STC-Gruppe. In Deutschland sind 50 Mitarbeiter betroffen; die Hälfte von ihnen soll von STC-Tochter ICL übernommen werden, einige bekommen bei NT neue Aufgaben im Telecom-Bereich.

Wenige Wochen nach dem schwedischen Telefonriesen Ericsson hat nun der zweite Großkonzern der Telekommunikationsbranche seinen Ausflug in die Computerwelt beendet. Die kanadische Northern Telecom, in den USA mit digitalen Vermittlungsanlagen recht erfolgreich, verkaufte ihre Aktivitäten im. Bereich Bürokommunikation an ein Unternehmen, zu dem seit vorigem Jahr enge Verbindungen bestehen: An der STC Plc. hatten sich die Kanadier im Herbst zu 27,5 Prozent beteiligt. STC wiederum ist die Muttergesellschaft des Computeranbieters ICL International Computers.

Herzstück der anglo-kanadischen 70-Millionen-Dollar-Transaktion ist allerdings nicht der Unternehmensbereich Office Automation, sondern die gesamte Niederlassung der Northern Telecom im Vereinigten Königreich. Mit Hilfe der Produkte des Partners kann die STC wieder in dem einträglichen Geschäft mit öffentlichen Vermittlungsanlagen mitmischen; eine Zusammenarbeit mit Plessey und GEC beim "System X" war vor einiger Zeit in die Brüche gegangen.

Den Computer-Zweig der Northern Telecom mit der Produktfamilie Vienna gibt STC weiter an die DV-Tochter ICL, die - unter dem Namen "Office 2000" - selbst Büroautomationsprodukte anbietet. Die Erweiterung des Sortiments um Computer, eigentlich als zukunftsträchtige Diversifikation gedacht, hatte sich aus geschäftlicher Sicht als Flop für NT erwiesen; nicht einmal auf zwei Prozent des Umsatzes brachten es diese Kommunikationsendgeräte .

In der Bundesrepublik wird die Northern Telecom GmbH, Frankfurt, ihren Teilbereich Büro-lnformationssysteme ab die Nürnberger ICL Deutschland GmbH abgeben.NT-Geschäftsführer Klaus Buechner gewinnt dem Vienna-Ende eine positive Seite ab:"Wir können und somit gezielt auf die Bereiche volldigitale Kommunikation und Netzwerke konzentrieren."Damit der Support der bisherigen NT-Kunden sichergestellt wird, sollen Techniker aus dem Vienna-Bereich das Angebot erhalten, demnächst für ICL zu arbeiten. Etwa die Hälfte der DV-Mannschaft, der laut Buechner rund 50 von 150 deutschen NT-Mitarbeitern angehören, werde wohl davon Gebrauch machen können. Allerdings: Die deutsche ICL kämpft derzeit selbst - gegen hohe Kosten und geringe Umsätze.

Einen Teil der Leute will Buechner behalten, weil sein Unternehmen ja im Fernmeldebereich weiter wachsen und deshalb dort mehr Personal benötigen werde. Für eine Reihe von Vertriebsbeauftragten bedeutet der Abschluß des Vertrags zwischen NT und STC jedoch, daß sie sich in der Branche nach neuen Aufgaben umsehen müssen. Denn mit Verkäufern ist ICL selbst satt bestückt. Solange es die DV-Produkte von NT noch gibt, können sie nun die Vienna-Familie als Alternative zu den hauseigenen Office-2000-Komponenten feilbieten.