Ab 1.1. steht der britische Markt den Ausländern offen:

ICL fürchtet Wettbewerb um Steuercomputer

11.07.1980

LONDON (gr) - Falls sich die britische Regierung beim Kauf ihres neuen Steuer-Computers für ICL entscheidet, hat dies nach Angaben des einzigen britischen Mainframers Auswirkungen auf künftige Abschlüsse. Beispielsweise sollen Griechenland und Neuseeland bald einen Rechner für ihre Finanzbehörde brauchen. Erfolgt der Zuschlag vor Ende des Jahres, steht nur ICL im Rennen.

Nach Ablauf des GATT-Abkommens am 1. Januar 1981 können sich auch ausländische Rechnerhersteller an der Ausschreibung der britischen Regierung beteiligen. Als mögliche Konkurrenten treten dabei IBM, Burroughs, Sperry Univac und NCR auf den Plan. Siemens entfällt, weil der deutsche Produzent in Großbritannien keine Landesgesellschaft unterhält.

Bei dem Projekt handelt es sich um einen Auftrag in Höhe von rund 150 Millionen Pfund Sterling. Angeblich ist das britische Steuerzahlungsprojekt das größte zivile Computerprogramm in Europa, das eine öffentliche Institution anpackt. Die reinen Hardware-Kosten sollen in der Größenordnung von 60 Millionen Pfund liegen.

Obwohl Staatsaufträge nur sechs Prozent des ICL-Umsatzes ausmachen, ist dieser Auftrag für die Zukunft des britischen Großrechnerherstellers entscheidend. Falls bei einer Öffnung des Marktes ein anderer Bieter als ICL den Zuschlag erhielte könnten Kunden auf die Idee kommen, die britische Regierung habe das Vertrauen in die ICL verloren. Dies würde möglicherweise die Exportaussichten des britischen Mainframers in Mitleidenschaft ziehen.