Das Erfolgsrezept von Fritz & Macziol

„Ich suche keine Jobhopper!“

21.12.2015
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Systemhäuser müssen sich radikal umstellen, weil sich auch ihre Kunden stark verändern. Das heißt, dass erstens die richtigen Mitarbeiter mit der richtigen Einstellung zu rekrutieren sind, und dass zweitens das vorhandene Personal intensiv qualifiziert werden muss, wie das Beispiel Fritz & Macziol zeigt.
  • Weiterbildung der Belegschaft wichtig
  • Mitarbeiter sollen in die Digitalisierung mitgenommen werden

"Nur weil wir so gute Mitarbeiter haben, können wir eine fast 30jährige Erfolgsstory erzählen", beginnt Oliver Schallhorn, Geschäftsführer des Ulmer Systemhauses Fritz & Macziol, das Loblied auf seine Mitarbeiter. Er weiß, dass er sich im Recruiting ordentlich anstrengen muss, wenn er gegen die BMWs und Googles dieser Welt antreten will. Er ist überzeugt, mit seinen Argumenten, die Bewerber gut erreichen zu können, weil "wir eine sehr niedrige Fluktuationsrate haben", weil flexibles Arbeiten selbstverständlich sei, inklusive sich für Wochen oder Monate in ein Sabbatical zu verabschieden, ein Beteiligungsmodell zusätzlich Motivation verschafft und auch die Gesundheitsangebote immer besser ankommen.

Gut funktioniere auch das Modell "Mitarbeiter werben Mitarbeiter", vor allem, weil es schon oft vorgekommen sei, dass ein Neuer weitere Kollegen seines ehemaligen Arbeitgebers "mitgezogen" habe. Zurückhaltend äußert sich Schallhorn zur Zusammenarbeit mit Headhuntern, hier beschränkt er sich auf weniger als eine Handvoll Firmen. Ihm sei wichtig, dass diese wenigen von ihm ausgesuchten Personaldienstleister sein Unternehmen verstehen und die Geschichte dazu genauso gut erzählen können wie er es tut. Nur dann ließen sich auch gute Kandidaten überhaupt auf einen Mittelständler ein.

Oliver Schallhorn, F&M, vertritt eine klare Meinung, will keine Jobhopper und der perfekte Mitarbeiter bringt für ihn Zertifizierung, Ausbildung und Berufserfahrung mit.
Oliver Schallhorn, F&M, vertritt eine klare Meinung, will keine Jobhopper und der perfekte Mitarbeiter bringt für ihn Zertifizierung, Ausbildung und Berufserfahrung mit.
Foto: F&M

Hopper sind unerwünscht

Apropos gute Kandidaten: Schallhorn sagt gleich, wen er nicht haben will: "Ich suche keine Hopser". Hier ist er ganz Traditionalist, schaut sich die Lebensläufe genau an und sortiert diejenigen aus, die zu oft ihren Arbeitgeber gewechselt hätten. Das sei für ihn eine Frage des Charakters. "Es muss menschlich und von der Qualität der Qualifikation passen", lautet seine Einstellungsformel. Er wünscht sich Kandidaten, die das, was sie im Vorstellungsgespräch zusagen, auch eins zu eins einhalten, also lieber den Bodenständigen als den Überflieger. In zwei Gesprächsrunden - immer mit der Fachabteilung - wird dann die Eignung festgestellt und ob der Bewerber passt.

Schallhorn legt Wert auf das Miteinander und Mitarbeiterbindung ist für ihn keine Floskel. Im Gegensatz zu vielen anderen Arbeitgebern, die immer häufiger auf mobile Büros setzen, in denen in der Früh jeder sich mit seinem Rollcontainer auf der Suche nach einem freien Platz macht, hat bei Fritz & Macziol jeder Mitarbeiter noch seinen festen Arbeitsplatz. Das schaffe Identifikation.

Ebenfalls ein wichtiges Argument ist die Weiterbildung seiner Belegschaft. Zwölf Tage Schulung im Jahr erhält jeder Mitarbeiter und auf über 4000 Zertifizierungen insgesamt können diese verweisen. Das sei auf jeden Fall rekordverdächtig in seiner Branche, ist der Manager überzeugt. Seine Gleichung für den perfekten Mitarbeiter lautet: Ausbildung + Zertifizierung + Berufserfahrung = Qualität. Damit könnten sie dann beim Kunden antreten. Fakt sei, dass sich die Kundenanforderungen stark gewandelt hätten und dass sich die Mitarbeiter dieser Entwicklung anpassten müssten: "Was noch vor 15 Monaten galt, ist heute Vergangenheit." Früher, so Schallhorn, wusste der Kunde eher, was er wollte, bestellte, und er bekam seine Lösung. Heute erwartet er ein kompetentes Gegenüber, das ihm mehrere Vorschläge unterbreitet und zeigt, dass es Markt und Produkte bestens kennt und am besten Antworten parat hat, an die der Kunde nicht einmal im entferntesten gedacht hat.

Training und Umdenken sind notwenig

Es geht mal wieder um die eierlegende Vollmilchsau, die man gerne hätte. Denn es braucht den Experten, der sich mit den technologischen Lösungen auskennt, aber auch den Kunden versteht, also zum Beispiel die Sprache eines Personalers oder eines Marketing-Leiters spricht.

Und damit ist Schallhorn wieder beim Thema Training angekommen. Er will alle seine Mitarbeiter in die neue Welt der digitalisierten Prozesse mitnehmen, und dazu müsse ein Umdenken in den Köpfen stattfinden, stärker unternehmerisch, und alle müssten lernen, noch besser die Kundenwünsche zu verstehen. Denn nur wer die Geschäftsprozesse verstanden habe, könne danach über deren Digitalisierung nachdenken und natürlich umsetzen. Damit aber auch die firmeninterne Transformation weiterkommt, wurde ein konkreter Plan für alle relevanten Bereiche erarbeitet, der bis ins Jahr 2017 geht. Unter anderem wird bei Fritz & Macziol ein unternehmensweites Lernportal installiert und ein Education-Programm für alle kundenrelevanten Funktionen umgesetzt, das die Company jährlich mehr als eine halbe Millionen Euro kostet. Hier wird alles unter anderem rund um das Thema Digitalisierung abgelegt - von Kundenbeispielen bis hin zu einer breiten Vielfalt an Kursen, die die Mitarbeiter fit macht für die digitale Welt von morgen.