Oracle CEO Mark Hurd im Gespräch

"Ich kenne keinen Kunden, der in 20 Clouds sein will"

13.10.2016
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Im Infrastrukturbereich sei AWS der Gegner - eine "reine Infrastruktur-Company mit Fokus auf Compute und Storage", aber weitestgehend ohne Anwendungen. Vor beiden müsse Oracle nicht bange sein. "Konkurrieren wir mit AWS auf der Infrastruktur-Ebene? Sicher! Aber man darf die Cloud nicht nur als Synonym für Infrastruktur sehen. Es geht um Applikationen, die Plattform und um Infrastruktur." Wirklich differenzierend seien die Anwendungen, auf dem IaaS-Level würden in erster Linie Boxen verschoben und verwaltet.

Hardware ist für Oracle taktisch wichtig

Auf die Frage, warum sich Oracle trotz anhaltender Umsatzeinbußen immer noch im Hardwaregeschäft tummele, sagte Hurd, Oracles Hardware müsse als ein Set unterschiedlicher Geschäfte gesehen werden. Wichtig seien etwa die "Engineered Systems", bekannt unter der Produktreihe "Exadata" - ein Bereich, der um 30 Prozent wachse. Kunden könnten damit gleichermaßen Private- oder Public-Cloud-Szenarien umsetzen. Hurd verwies außerdem auf Erfolge mit integrierten Hardware- und Software-Komplettlösungen, die Oracle nach der 5,3 Milliarden Dollar teuren Übernahme von Micros Systems im Jahr 2014 für das Hotel- und Gaststättengewerbe, Reiseveranstalter sowie die Freizeit- und Unterhaltungsbranche anbietet.

Konzerne wie General Electric brauchen Oracle für ihre IoT-Strategien

Die Tatsache, dass Weltkonzerne wie General Electric, Siemens oder Bosch heute und in Zukunft auch Softwarekonzerne sein wollen und damit auch gegen Oracle antreten werden, beunruhigt den Manager nicht. Für Hurd sind das Partner, die Oracle Infrastruktur brauchten, um ihren Geschäfte etwa im IoT-Umfeld überhaupt erst nachgehen zu können. "Die größten Unternehmen der Welt nutzen bereits unsere Plattformen, GE gehört dazu." Würden heute Plattformen etwa im medizinischen Bereich, oder für Versorger eingerichtet, dann steckten meist Oracle-Produkte dahinter - und das werde sich wohl auch nicht ändern.

Oracle möchte den ganzen vertikalen Stack bedienen - von der Infrastruktur über die Entwicklungs- und Betriebsplattform bis hin zur Business-Anwendung, so der CEO.
Oracle möchte den ganzen vertikalen Stack bedienen - von der Infrastruktur über die Entwicklungs- und Betriebsplattform bis hin zur Business-Anwendung, so der CEO.

Kurz angebunden gab sich Hurd bezüglich der angestrebten Übernahme von Netsuite. Oracle möchte stolze 9,3 Milliarden Dollar in bar für ein Unternehmen zahlen, dass rund 760 Millionen Dollar Umsatz jährlich verbucht. Die Regulierungsbehörden sehen sich den Deal derzeit genauer an, weil Oracle-Gründer Larry Ellison als größter Netsuite-Aktionär im Falle einer Übernahme rund 3,5 Milliarden Dollar vor Steuern kassieren würde. Hurd sagte: "Das ist noch nicht abgeschlossen, deshalb kommentieren wir das nicht. Sobald wir den Deal abgeschlossen haben, werde ich aber sehr gesprächig sein."

Grundsätzlich habe Oracle stets auf eine gute Balance zwischen Akquisitionen und Eigenentwicklungen Wert gelegt. Man sei nicht unbedingt darauf aus, durch größere Übernahmen zu wachsen. "Wir geben sehr viel Geld für Forschung und Entwicklung aus. Der Ertrag, den uns dieses Investitionen bringen, ist wirklich beeindruckend - etwa bei unseren Engineered-Systems. Wir haben unsere SaaS-Business-Software selbst geschrieben, wir haben unsere IaaS-Produkte selbst auf den Markt gebracht, wir haben eine brandneue Datenbankversion herausgegeben. Das sind phantastische Ergebnisse."