Sun-Gründer Andy Bechtolsheim

"Ich brauche die intellektuelle Stimulation der Innovation"

07.04.2010
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

von Bechtolsheim und der Reiz des Gründens

CW: Sie haben ja nicht nur Sun mitgegründet, sondern auch andere Unternehmen, zum Beispiel vor kurzem Ihre neue Firma Arista Networks. Was reizt Sie am Gründen - finanziell betrachtet, könnten Sie sich ja längst zur Ruhe setzen?

Bechtolsheim: Ich muss nicht arbeiten, um Geld zu verdienen. Ich hätte mich auch schon vor 20 Jahren in den Ruhestand begeben können. Aber so ein Leben ist nicht interessant. Ich brauche die intellektuelle Stimulation der Innovation, die es am besten in einer neuen Firma gibt. Im Moment geht es darum, wie wir bessere Produkte im 10-Gigabit-Ethernet-Markt bauen - ein Markt, der in den nächsten paar Jahren auf neun Milliarden Dollar Umsatz wachsen wird. Das Thema der Innovation ist immer wieder eine neue Herausforderung: Was ist die beste neue Technologie, die wir einsetzen können, um in diesem Markt zu gewinnen. Das sorgt bei mir für einen Adrenalinstoß.

CW: Trotz Ihrer vielen Projekte hatten Sie zu Ihrer ersten Gründung Sun eine ganz besondere Beziehung, Sie bezeichneten die Company öfter sogar als Ihr "Kind". Dieses ist letztendlich in den Brunnen gefallen…

"Die beste Zeit von Sun waren die ersten 15 Jahre": Andy von Bechtolsheim (zweiter von rechts)1982 im Kreis der Sun-Gründer, rechts neben ihm der langjährige Sun-Chef Scott McNealy.
"Die beste Zeit von Sun waren die ersten 15 Jahre": Andy von Bechtolsheim (zweiter von rechts)1982 im Kreis der Sun-Gründer, rechts neben ihm der langjährige Sun-Chef Scott McNealy.
Foto: Sun Microsystems Inc.


Bechtolsheim: Die beste Zeit von Sun waren die ersten 15 Jahre, als Sun mit offenen Schnittstellen und Open Source die ganze Computerbranche renoviert hatte. Damals gab es viel Wachstum und Innovationen. Leider hat es Sun nicht geschafft, in der zweiten Phase mit Linux preislich mitzuhalten, und damit gab es kein Happy End. Jetzt wird Sun Oracle helfen, bessere Datenbank-Server zu bauen.

CW: Besser sieht die Bilanz bei Ihrem Google-Investment von 100.000 Dollar im Jahr 1998 aus?

Bechtolsheim: Ja, das war eine gute Investition. Für mich ist das Erstaunlichste an Google, wie erfolgreich sie das Geschäft ausgebaut haben und wie viele Innovationen sie auf den Markt gebracht hat. Firmen wie Google und Apple sind bewundernswert in ihrer Fähigkeit, neue Ideen in die Tat umzusetzen. Davon kann man viel lernen.

Andy Bechtolsheim

  • 1955 am Ammersee geboren.

  • 1976 Master in Informatik an der Carnegie Mellon University, Pittsburgh.

  • 1982 Gründung von Sun Microsystems gemeinsam mit Scott McNealy, Vinod Khosla und Bill Joy.

  • 1985 Vice President Technology von Sun.

  • 1995 Weggang von Sun und Gründung von Granite Systems.

  • 1996 Vice President of Engineering bei Cisco nach Granite-Übernahme.

  • 2001 Gründung von Kaelia.

  • 2003 Senior Vice President von Sun nach Kaelia-Übernahme.

  • 2008 nach Weggang von Sun Chief Development Officer und Chairman von Arista Networks.