Web

Produkt- und Städtenamen im Gespräch

ICANN will neue Adress-Endungen zulassen

23.04.2010

Die eigene Adress-Endung hat aber ihren Preis

Bewerber müssen ein teures mehrstufiges Zulassungsverfahren durchlaufen. Zudem kommen auf den TLD-Inhaber deutlich mehr Kosten zu als bei einer ".de"- oder ".com"-Adresse. "Wer eine eigene Domain-Endung besitzt, übernimmt die kompletten Aufgaben eines Internetunternehmens", sagt August-Wilhelm Scheer, Präsident des Branchenverbandes Bitkom. Allein der Aufbau des Projektmanagements, der Technik und Rechtsberatung koste mehr als eine halbe Million Euro.

Inhaber einer eigenen TLD müssten zusätzlich mit Kosten von etwa 200 000 Euro pro Jahr rechnen, schätzt Bitkom. Deswegen lässt ICANN nur Organisationen, Unternehmen oder Gemeinschaften mit einem Geschäftskonzept und hohem Startkapital zur Bewerbung zu. Angesichts der Kosten verwundert die Zurückhaltung der Unternehmen wenig.

Die neue Vielfalt ist nicht nur teuer, sondern bereitet auch Markenrechtsexperten Kopfzerbrechen. Zwar will ICANN die Anträge genau auf mögliche Überschneidungen mit anderen Marken- oder Städtenamen überprüfen und eine 90-tägige Einspruchsfrist gewähren. Die Überprüfung von Markenrechtsverletzungen werde dennoch schwieriger, sagt Alexander Dröge vom Markenverband. Denn anders als bisher müssten Unternehmen nicht nur die Adressen mit ".de" oder ".com" kontrollieren, sondern auch alle bei neuen TLDs registrierten Seiten.

Wann genau Seiten wie ".berlin" oder ".canon" online gehen, ist noch unklar. Bisher wurde lediglich über Zulassungskriterien beraten und das Konzept in verschiedenen Entwürfen von ICANN festgeklopft. Ende dieses Jahres soll das Bewerbungsverfahren um die TLDs starten. Einen großen Andrang erwarten die Experten aber nicht. Bitkom geht davon aus, dass rund um den Globus zwischen 500 und 2000 Anträge gestellt werden. Zum Vergleich: Allein unter ".de" sind mehr als 13 Millionen Domains registriert. (dpa/mb)