Konkurrenz aus dem eigenen Hause

IBMs Transaction Processing Facility steht vor einer recht ungewissen Zukunft

05.10.1990

FRAMINGHAM (IDG) - Nach 23 Einsatzjahren sinkt die Transaction Processing Facility (TPF) von IBM jetzt deutlich in der Anwendergunst. Bis zu 2000 Transaktionen pro Sekunde kann das ehemalige "Airline Control Program" bearbeiten. Aber wem nutzt die hohe Transaktionsrate, wenn der Preis zu hoch ist und nur wenige Programmierer in der Lage sind, mit dem System zu arbeiten?

Etwa 250 bis 300 TPF-Lizenzen sind weltweit vergeben, so eine Schätzung des Marktforschungsunternehmens IDC, Framingham/Massachusetts. Die Anzahl sagt allerdings nichts über die große Zahl von Endbenutzern aus, die weltweit mit diesem System arbeiten. Der Aufgabenbereich von TPF ist festumrissen: Das System wird dort eingesetzt, wo die Verarbeitung einer Vielzahl von einfachen Transaktionen pro Sekunde benötigt wird. Zu den Kunden zählen dementsprechend Unternehmen wie Visa International, American Airlines oder United Airlines.

Trotz der langen Tradition des Systems scheren jetzt große

TPF-Anwender wie zum Beispiel die Bank of America, aus: Zum Teil sind sie der hohen Verarbeitungskosten überdrüssig geworden, zum Teil fehlt es ihnen an kompetentem Personal. Nur 8000 Entwickler beherrschen weltweit die TPF-Programmierung - zehn bis 15 Prozent zu wenig, um den derzeitigen Bedarf zu decken, wie Experten meinen.

Neue Technologien von starken Mitbewerbern drohen zudem, die einstige TPF-Herrlichkeit zu zerstören: So positioniert die Tandem Computer Inc. ihren fehlertoleranten Cyclone-Mainframe gegen TPF. Auch Big Blue selbst wird mit den neuen Summit-Rechnern, dessen Prozessoren das Datenbanksystem DB2 angeblich 25 bis 50 Prozent schneller arbeiten lassen, zum Niedergang von TPF beitragen. Schließlich sollen auch der Transaktionsmonitor CICS und das Datenbanksystem IMS unter MVS/ESA wesentlich schneller werden.

Mit diesen Veränderungen wird TPF für viele Unternehmen überflüssig. Nicht so offenbar für die US-Fluggesellschaften American Airlines und United Airlines: Mit IBM arbeiten die beiden Carrier daran, durch TPF 4.0 optimale Transaktionsraten auf Summit-Maschinen zu erzielen.