Neue Probleme bei 64-Bit-CPU

IBMs Power-PC 620 läßt weiter auf sich warten

12.09.1997

Kein Fortune ist den Ingenieuren des 64-Bit-Chips Power-PC 620 beschieden. Der Baustein, mit dem IBM den längst fälligen Sprung zur 64-Bit-Architektur machen wollte, verzögert sich ein weiteres Mal, meldet der englische Branchendienst "Computergram".

Bereits im vergangenen Jahr jagte eine Hiobsbotschaft die andere: Einmal war das von IBM und Motorola gebildete Entwicklungsteam zahlenmäßig zu klein und mußte - auch mit Personal aus IBMs AS/400-Mannschaft in Rochester, die ebenfalls an einer Varinate der 64-Bit-CPU bastelt - aufgestockt werden. Im Herbst vergangenen Jahres gestand RS/6000-Chef Mark Bregmann gegenüber der COMPUTERWOCHE ein, daß das Team in Rochester so kreativ sei, daß "im Endeffekt jeder Entwickler an seinem eigenen Chip" gearbeitet habe und diese CPU deshalb für die zukünftigen RS/6000-Modelle keine Rolle spiele. Ein paar Wochen später wurde diese Meldung revidiert, IBM plane den Power-PC 620 oder die erweiterte Variante "620e" fest für die RS/6000 ein, so ein IBM-Manager.

Die offizielle Stellungnahme seitens IBM lautet nun, daß der Baustein den an ihn gestellten Anforderungen nicht genügt und er deshalb in diesem Jahr in keinem Fall in irgendeinem System auftauchen werde. Hinter vorgehaltener Hand, so "Computergram", sprechen Analysten davon, das Ding tauge einfach nichts.

So muß Big Blue darauf vertrauen, daß der aus den AS/400-Labors stammende "Power-PC 604e" mit extended 32-Bit-PCI-Bus und 64-Bit-MCA-Micro-Channel-Architektur die Lücke schließen kann. Von der Misere betroffen sind nicht nur leistungshungrige Anwender, sondern auch IBMs OEM-Partner Bull, der die zum Jahresanfang veröffentlichte Produktstrategie, nach der für diesen Herbst entsprechend ausgestattete Systeme vorgestellt würden, nun ebenfalls auf Eis legen muß.