Objektorientierte Erweiterungen fuer DB2 geplant

IBMs LAN-Repository basiert auf Technik von Object Design

07.05.1993

Hatte es bis vor kurzem noch so ausgesehen, als wuerde das neue Anwendungsentwicklungs-Konzept der IBM auf dem Object Management System (OMS) der Muenchner Softlab GmbH basieren, so ueberrascht Big Blue uns jetzt mit der Ankuendigung, dass sich das versprochene LAN- Repository aus Komponenten der bereits unter MVS existierenden Metadatenbank zusammensetzen wird.

Laut Peter Kirn, Leiter Anwendungen und Architekturen bei der IBM Deutschland GmbH in Stuttgart, sieht die Kooperation mit Softlab lediglich vor, Gateways zwischen dem OMS und der in Arbeit befindlichen Metadatenbank zu erstellen. Ob das Softlab-System und das IBM-Repository im Laufe der Jahre "zusammenwachsen" werden, kann Kirn eigenen Angaben zufolge noch nicht abschaetzen.

Die Kooperationsvereinbarung zwischen dem in Somers, New York, ansaessigen IBM-Bereich Programming Systems und dem Software- Unternehmen aus Massachusetts bezieht sich zunaechst auf die Anwendungsentwicklungs-Strategie des blauen Riesen. Demnach bildet Objectstore kuenftig die Basis fuer alle Software-Entwicklungen der IBM.

So wie dem alten MVS-Repository das IBM-eigene relationale Datenbank-Management-System DB2 zugrunde liegt, wird die kuenftige Entwicklungsdatenbank auf dem objektorientierten Speichersystem "Objectstore" von Object Design aufsetzen. Die IBM-eigenen Datenbanksysteme sind derzeit noch weit davon entfernt, objektorientiert zu sein.

Finanzielles Engagement bekraeftigt die Kooperation

Das soll sich demnaechst allerdings aendern: Mit Hilfe der ODI- Technik will die IBM ihre DB2-Familie um objektorientierte Funktionen erweitern. Im Zusammenhang mit DB2 wird Ma Blue auch ihre Vertriebsmannschaft fuer Objectstore mobil machen. Darueber hinaus will sie das ODI-Produkt in eine Reihe von weiteren Anwendungen integrieren; welche das im einzelnen sein werden, behaelt sie derzeit aber noch fuer sich.

Um die technische Kooperation zu untermauern, hat sich der DV- Goliath bei dem Software-David eingekauft. Darueber, wie hoch der von IBM akquirierte ODI-Anteil ist, schweigen sich die beteiligten Unternehmen jedoch aus. Object Design ist noch nicht boersennotiert, braucht seine Finanzen also auch nicht offenlegen. Nach Kirns Worten handelt es sich lediglich um eine "Minderheitsbeteiligung", den Angaben der Wiesbadener Object Design GmbH zufolge allerdings um eine "signifikante".

Insgesamt wird die IBM, so der deutsche Object-Design- Geschaeftsfuehrer Stefan Rasp, 27 Millionen Dollar in das Geschaeft mit ODI investieren. Mehr als die Haelfte dieses Betrags gehe dabei auf das Konto von Lizenzen und anderen laufenden Zahlungen. Neben einer Reihe von Venture-Capital-Unternehmen zaehlen auch Olivetti, Philips und Eastman Kodak zu den Kapitalgebern der US- Softwareschmiede.

Mit dem Kooperationsvertrag zwischen IBM und ODI scheint die Versant Object Technology Corp. nun endgueltig die Gunst des Branchenfuehrers eingebuesst zu haben. Das Software-Unternehmen mit Sitz in Menlo Park, Kalifornien, wurde eine Zeitlang als potentieller Repository-Lieferant gehandelt, nachdem bekannt geworden war, dass es gemeinsam mit dem IBM-Labor in Toronto an einem Metadatenbank-System unter AIX arbeitet. Wie Kirn erlaeutert, wird die IBM ihre mit Versant geschlossenen Vertraege immerhin erfuellen.