Überraschend positive Bilanz des Hardwaregeschäfts

IBMs Gewinn steigt schneller als der Umsatz

23.07.2004
MÜNCHEN (CW) - IBM hat im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Nettogewinnsprung von 16,6 Prozent auf 1,99 Milliarden Dollar (1,16 Dollar pro Anteil) geschafft. Der Umsatz stieg um sieben Prozent auf 23,15 Milliarden Dollar (Vorjahreszeitraum: 21,63 Milliarden). Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte der Konzern 1,71 Milliarden Dollar Gewinn erzielt, respektive 97 Cent je Aktie.

In der Wahl zwischen geringerem Umsatz bei gleichzeitig höherem Gewinn oder umgekehrt geringerem Profit bei stärker steigenden Einnahmen habe sich die IBM für mehr Profit entschieden, sagte Big Blues neuer oberster Finanzvorstand Mark Loughridge.

IBM hatte im abgelaufenen Quartal noch mit vergleichsweise schwierigen Umstellungen auf neue "I-Series"- und "P-Series"-Server-Produktlinien zu kämpfen. Auch die Softwareerlöse stagnierten. Trotzdem konnte der größte Computeranbieter recht ordentliche Zuwächse im Hardwaregeschäft verzeichnen. Außerdem senkte IBM die Kosten in seinen diversen Geschäftsbereichen. Insbesondere der Dienstleistungsdivision gelang es, über Einsparungen den Profit maßgeblich zu steigern.

Business-Process-Outsourcing soll die Melkkuh werden

Nach der Integration der Beratungssparte von Pricewaterhouse-Coopers (PwC) in die eigene Global-Services-(GS-)Division setzt der Konzern alles daran, dieses Geschäft zur Melkkuh des Unternehmens zu machen. Loughridge betonte vor Wallstreet-Analysten, dass Big Blue konzentriert das lukrative Geschäft mit Business Process Transformation Services (BPTS) verfolge. Dabei geht es darum, Kunden als Business-Process-Outsourcer zu ködern und ihnen sowohl Beratungs- als auch Entwicklungsleistung zu verkaufen. Im zweiten Quartal nahm IBM hier rund 1,4 Milliarden Dollar ein. Zudem wuchs dieses Betätigungsfeld mit 40 Prozent signifikant.

Big Blue will BPTS als tragende Säule seines IT-Dienstleistungsgeschäfts etablieren. Bis es allerdings so weit ist, muss der Konzern seine Umsätze und Gewinne noch mit dem Verkauf von Hardware, Software und eher konventionellen IT-Services wie Hosting oder Systemintegration erwirtschaften.

Im zweiten Quartal erzielte IBM mit dem Verkauf von Hardware 7,42 Milliarden Dollar. Das ist eine Zunahme um zwölf Prozent. Bereinigt um Währungseffekte steht immer noch ein Zuwachs von zehn Prozent zu Buche.

Die Geschäftseinheit Systems & Technology (ST) verzeichnete Einnahmen von 4,2 Milliarden Dollar und einen Gewinn von über 600 Millionen Dollar. Zu ST gehören die ehemalige Systems Group, die Server und Speichersysteme entwickelt und vermarktet, sowie die Technology Group. Diese ist für die Halbleiterfertigung zuständig und hatte früher auch Festplatten produziert. Fast ein Drittel des gesamten Profits der IBM im zweiten Vierteljahr wurde demzufolge von der ST-Gruppe erzielt.

Wesentlich zu diesem Ergebnis haben die "Z-Series"-Mainframes beigetragen. In dieser Produktsparte konnte das Unternehmen bei den Umsätzen um 44 Prozent zulegen.

Schlecht lief es für die "I-Series"-Sparte. Sie musste einen Umsatzrückgang um 28 Prozent hinnehmen. Auch die Unix-Linie "P-Series" musste leichte Rückgänge von drei Prozent bei den Umsätzen hinnehmen.

Ein Renner waren im zweiten Quartal die "X-Series"-Server, die IBM sowohl mit Intel- als auch Intel-kompatiblen AMD-CPUs ausstattet. Dieses Produktsegment legte um 18 Prozent zu. Finanzchef Loughridge betonte, dass es seinem Unternehmen insbesondere mit den "Blade-Center"-Servern gelungen sei, Käufer zu gewinnen, die vorher noch nie auf der Kundenliste von Big Blue standen.

Der Verkauf von Massenspeichersystemen wuchs um fünf Prozent, wobei die Systeme mittlerer Kapazität um sieben Prozent zulegten, die niedrigpreisigen "Fast-T"-Array-Speicher hingegen um satte 36 Prozent. Auch das Geschäft mit Bandspeichern wies eine ordentliche Steigerung von 13 Prozent auf.

Zufrieden kann IBM-Chef Samuel Palmisano auch mit dem Sorgenkind Personal Systems Group sein, das Notebooks, PCs, Workstations und Drucker verkauft. Die Umsätze schossen um 16 Prozent in die Höhe auf 3,2 Milliarden Dollar - und es blieb in diesem niedrigmargigen Marktsegment sogar ein Gewinn von 27 Millionen Dollar übrig.

Waren die Ergebnisse der Hardwaresparte schon ermutigend, zeigte sich einmal mehr, wo IBM das meiste Geld verdient: beim Geschäft mit Services. Hier generiert der IT-Riese sowohl den größten Umsatz als auch den höchsten Profit. Die Hälfte aller Einnahmen erwirtschaften inzwischen die IT-Dienstleister. Der Umsatz dieses Geschäftssegments stieg im zweiten Quartal um 6,5 Prozent. Loughridge sagte, IBM habe im abgeschlossenen Vierteljahr Verträge im Gesamtwert von 10,6 Milliarden Dollar abgeschlossen. Die Auftragsbücher sind mit Orders für 118 Milliarden Dollar gefüllt, im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von fünf Prozent. Die Umsätze von Global Services betrugen 11,3 Milliarden Dollar. Das ist ein Zuwachs von sieben Prozent. Hier machen sich Währungsschwankungen bemerkbar. Bereinigt um Valutaeffekte, betrug die Umsatzsteigerung von GS lediglich zwei Prozent.

Durchwachsene Softwarezahlen

Das Softwaregeschäft zeigte ein zwiespältiges Ergebnis. Insgesamt reduzierten sich die Umsätze hier um 0,4 Prozent. Allerdings wuchs der Gewinn im Softwaresegment der IBM um 12,7 Prozent. Lediglich das Datenbankgeschäft steigerte sich erheblich.

Finanzoberhaupt Loughridge sagte, für die Zukunft sehe er die Lage unverändert. IBM erwarte, dass die IT-Industrie weiterhin jährlich um vier bis fünf Prozent wachse. Die Kunden würden investieren, wenn auch nicht in allen geografischen Regionen und Produktsparten gleichmäßig. (jm)