Neuer Token-Ring-Adapter vervierfacht die Übertragungsgeschwindigkeit:

IBMs Connectivity-Tool stößt auf Skepsis

25.11.1988

LAS VEGAS (CW) - "Besser nie als zu spät" kommentierten auf der Comdex Branchen-Analysten die "Quick-and-Dirty"-Präsentation des Token-Ring-Netzwerk-Adapters 16/4 der IBM. Das Produkt verspricht eine Steigerung der Token-Ring-Geschwindigkeit auf das Vierfache, ferner die Unterstützung einer größeren Anzahl von Token-Ring-Anwendern als bisher.

Hardware-seitig ist der Adapter zwischen den Geschwindigkeiten 4 MBit/sec und 16 MBit/sec umschaltbar. Erhältlich soll er Ende dieses Monats sein, und zwar in einer PC-Bus- und einer Mikrokanal-Version. Erwartet wurde der LAN-Adapter bereits im September, offenbar war aber der Vertriebskanal zu diesem Zeitpunkt für das Hochgeschwindigkeits-Produkt nicht hinreichend vorbereitet; jedenfalls erklärten dies die IBMer, die mit der oben zitierten Kritik konfrontiert wurden.

Reaktionen der Wettbewerber ließen nicht lange auf sich warten. Sowohl 3Com als auch Proteon, Ungermann-Bass, Western Digital und Madge Systems wollen trotz der negativen Analysten-Kommentare mit kompatiblen Produkten nachziehen. Doug Gold, ein Marktforscher der IDC, Framingham, geht davon aus, daß innerhalb eines Jahres "Dutzende von Anbietern" 16-MBit/sec-Produkte in den Markt bringen werden, und dies, obwohl, wie übereinstimmend in Las Vegas orakelt wurde, der 16-MBit-Schritt der IBM für die Connectivity-Pläne von Big Blue nur eine untergeordnete Rolle spielen werde.

Nächster Schritt innerhalb der IBM-Vernetzungsstrategie soll nämlich die Entwicklung und Einführung von FDDI-kompatiblen Produkten sein (FDDI = Fiber Distributed Data Interface). IBM hat, so berichtete IDG erst kürzlich, ein FDDI betreffendes Abkommen mit der europäischen Forschungseinrichtung CERN getroffen.

Auf der technischen Ebene wurde jetzt zum Beispiel im Versicherungssektor kritisiert, daß es derzeit kaum eine Anwendung gebe, die eine Geschwindigkeit von 16 MBit/sec wirklich benötigt.

Eine Merrill-Lynch-Studie besagt, daß bereits in 4-MBit-Token-Ring-Netzen die Bandbreite zu weniger als zehn Prozent ausgenutzt wird, sogar in Zeiten höchster Netzbelastung. Weitere Stimmen bestätigen, daß im Bürobereich für die hohe Bandbreite kaum Bedarf besteht. Ein großes Geschäft sei deshalb für Big Blue auf dieser Schiene nicht zu erwarten.

Von Wichtigkeit scheint das Produkt dennoch für Anwender, die mit kurzfristigen Spitzenauslastungen ihrer Netze rechnen müssen, ferner dort, wo es große Backbone- und Weitverkehrsnetze gibt oder zur Verbesserung der Connectivity zwischen Mainframes über IBM 3475 Controller. Hier könnte es stundenlange Wartezeiten auf zirka 30 Minuten verringern. Ferner wird der 16/4-Adapter erwartungsgemäß einen gewissen Markt im Grafiksektor haben.