IBMs AS/400 - ein Auslaufmodell?

23.11.2005
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Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

CW: Sie sprechen von Konsolidierung. Dafür gibt es im IBM-Portfolio auch andere Server-Plattformen, beispielsweise die Unix-basierende P-Series oder die Z-Series-Mainframes.

SHEARER: Ich rede von Unternehmen, die bereits eine I-Series-Installation nutzen, um beispielsweise eine Core-Banking-Applikation oder ein Fertigungssteuerungssystem zu betreiben. 43 Prozent dieser Kunden arbeiten gleichzeitig mit Unix-Rechnern, 90 Prozent auch mit Intel-Servern. Es gibt große finanzielle und technische Anstrengungen, diese Systeme auf einer konsolidierten Plattform zusammenzuführen.

CW: Ebenso gut wäre es denkbar, Kernanwendungen von der I-Series in eine Windows- oder Linux-Umgebung zu migrieren.

SHEARER: Es ist erheblich billiger, Kernanwendungen auf i5/ OS zu belassen, als sie auf eine andere Plattform zu migrieren.

CW: Gartner bezeichnet die Unterstützung unabhängiger Softwarehersteller (ISVs = Independent Software Vendors) für die I-Series-Plattform als große Hürde für IBM. Wie gehen Sie mit dem Problem um?

SHEARER: Es ging bei der I-Series, ebenso wie bei den Vorgängern System 36 oder AS/400, immer um Lösungen. Wir haben im Februar ein Programm gestartet, mit dem wir mehr als 100 Millionen Dollar investieren, um neue Softwarehäuser für die I-Series-Plattform zu gewinnen. Seitdem sind mehr als 400 neue Anwendungen auf den Markt gekommen.

CW: Wie passt IBMs breit angelegtes Linux-Engagement in diese Strategie?

SHEARER: Linux ist eine natürliche Ergänzung in dieser Multi-Betriebssystem-Umgebung. Wir unterstützen Linux auf der I-Series. Viele unserer Kunden haben Apache-, Datei- und Druck-Server in Partitionen neben i5/OS konsolidiert. Etliche Z-Series-Nutzer sind ja ähnlich vorgegangen.

CW: Der Hardwareanteil an IBMs Konzernumsatz geht seit Jahren zurück. Können Sie sich ein Unternehmen vorstellen, das nur noch Software und Dienstleistungen offeriert?

SHEARER: Nein. Nehmen Sie das Beispiel I-Series. 58 Prozent unserer Server-Kunden nutzen solche Systeme als primäre oder sekundäre Server. Für jeden Dollar, den sie für I-Series ausgeben, kaufen sie für mindestens einen weiteren Dollar Software-, Finanzierungs- oder Serviceprodukte von IBM. Die I-Series ist ein wichtiger Türöffner, um Kunden das gesamte IBM-Portfolio feilzubieten.