Interview mit Tom Rosamilia, IBM

"IBM wird drei Milliarden Dollar in Chiptechnologien investieren"

28.07.2014
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Nutzen Cloud-Provider Mainframes?

CW: Apropos Mainframes: IBM selbst fokussiert sich ja auch auf das Cloud-Geschäft. Wie groß ist das Interesse von Cloud-Providern, die großen Mainframe-Maschinen einzusetzen?

Rosamilia: Es gibt in der Tat Managed-Service-Provider, die Mainframes nutzen, um Rechenkapazität an Third-Parties zur Verfügung zu stellen. Ein Beispiel ist die südafrikanische Firma BCX oder Business Connexion. Die bedienen praktisch ganz Afrika in Sektoren wie Bergbau, Einzelhandel oder Finanzdienstleistungen. Es gibt auch neue Anwender in New Jersey, die als Backup- und Disaster-Recovery-Zentren für einige Wallstreet-Unternehmen fungieren.

CW: Sie sagen also, es gibt noch Neukunden für das Mainframe-Geschäft?

Rosamilia: Ja. Sicherlich nicht zu Tausenden. Aber in den vergangenen 2,5 Jahren haben wir einige Hundert neue Mainframekunden hinzugewinnen können. Einige davon sind in den gerade besprochenen Feldern tätig. Bei anderen handelt es sich um Banken (verschiedener Größenordnungen) überall in der Welt. Sie sehen, dass große Banken ihre Kerngeschäfte auf Mainframes abwickeln. Die kleineren wollen dasselbe tun, während sie wachsen.

Wieviel Geld investiert IBM in Hardware?

CW: Wieviel der Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die IBM investiert, fließen in Hardware? Und für welche Techniken in der Hardware?

Rosamilia: IBM investiert ungefähr sechs Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Das sind grob sechs Milliarden Dollar pro Jahr. Etwa die Hälfte davon fließt in die Systems and Technology Group.

Wir werden in den kommenden fünf Jahren rund drei Milliarden Dollar investieren, um neue Chiptechnologien für Systeme zu entwickeln, die für Cloud, Big Data und Cognitive Computing notwendig sind. Wir denken, dass Strukturbreiten von 10 Nanometer möglich sind. Momentan basieren die Power-8-Systeme auf 22-Nanometer-Techniken. Die nächste Generation wird auf 14-Nanometer-Systemen basieren. Dann werden wir die Strukturbreiten der Chips auf zehn Nanometer reduzieren. Mit der Produktionstechnik, die wir jetzt nutzen, sind vielleicht sogar sieben Nanometer machbar. Dann wird es aber schwierig. Wir werden unsere Anstrengungen auf andere Techniken wie beispielsweise Quantencomputer richten müssen. Wir sehen das Ende der Silizium-Ära kommen. Die Technik wird es sicherlich noch ein paar Jahre geben, aber man kann ein Ende absehen.

Grundsätzlich gilt: Wir leben heute in der Big-Data-Ära. Da fallen exorbitante Datenmengen an. Bei jedem Telefonat, bei jedem Posting oder Tweet in sozialen Netzen, den Mengen von Sensoren in Autos, Fabriken oder zu Hause, produzieren wir unstrukturierte Daten. Und mit dem Internet of Things wächst die Datenflut ins Unermessliche. Damit man all diese Daten analysieren, auswerten und verwertbare Aussagen daraus ziehen kann, braucht man unsere Systeme. Systeme, die flexibel agieren können, auf denen man Analyse betreiben kann und die zudem Front- und Backoffice Systeme integrieren können, um Kundenbeziehungen perfekt auf- und ausbauen zu können.