User-Wunsch auf zentrale Directory-Funktion gerichtet

IBM will Workstation verstärkt in APPN-Kommunikation einbinden

15.02.1991

WASHINGTON (IDG) - Das Advanced Peer-to-Peer-Networking (APPN) weist noch Lücken bei der PC-Kommunikation und beim Routing auf. APPN-Statements der IBM auf der diesjährigen Communications Network lassen jedoch auf eine Änderung der diesbezüglichen Strategie schließen.

Rick McGee, IBM-Manager für den Bereich Communications Systems Architecture, erklärte, daß der Anwender gegen Ende des Jahres mit einem allgemeinen Programm-Interface für die Sprache "C" rechnen könnte und APPN-Support für zusätzliche Plattformen gewährleistet werden solle.

APPN in seiner bisherigen Form - es beinhaltet Funktionen auf den Sektoren Routing, Directory und automatisierte Netzknoten-Konfiguration - ist seit 1986 für das System/36 und seit 1988 für die AS/400 erhältlich. Auf dem hiesigen Markt wurde die Norm nach Angaben der IBM Deutschland GmbH aus Stuttgart inzwischen ebenfalls für die AS/400 und die /36 eingeführt.

Internetworking für SNA-Umgebungen

Die neue Schnittstelle mit der genauen Bezeichnung "CPI-C" paßt sich in die Systems Application Architecture (SAA) ein und ist für LU6.2, ein SNA-Protokoll zur Peer-Kommunikation von Anwendungen, gedacht. CPI-C soll demnächst auch für das auf PCs laufende Betriebssystem OS/2 zur Verfügung stehen. Die entsprechende Unterstützung für Mainframes unter MVS wurde im vergangenen September angekündigt.

Seinen Unmut über das in der Praxis bisher noch ungelöste Problem äußerte beispielsweise Ted May, DV-Spezialist beim Department of Corrections in Jefferson City, das mit verschiedenen AS/400- und /36-Systemen sowie mit über 300 PCs ausgestattet ist. Von einem APPN-Support für Mikrocomputer verspricht sich May insbesondere eine Automatisierung und Zentralisierung der Verzeichnisfunktionen. Im Hinblick auf die häufigen Electronic-Mail-Übermittlungen sei es äußerst schwierig, immer wieder sämtliche Benutzer auf allen Systemen zu definieren. Als Nachteil komme auch der hohe Arbeitsaufwand im Bereich Maintenance hinzu.

Dave Passmore, Vizepräsident in der strategischen Netzwerk-Gruppe bei Ernst & Young in Wien, wünscht sich eine vollständige Verlagerung von SNA auf APPN und erklärt: "APPN ist nur ein anderes routbares Protokoll wie Decnet oder das Transmission Control Protocol/Internet Protocol."

Bisher fehlt es noch an Komponenten, die in der Lage sind, dieses komplizierte SNA-Protokoll zu routen. Der Marktführer auf diesem Gebiet, die Cisco Systems Inc., bemüht sich jedoch dem Vernehmen nach darum, hier Abhilfe zu schaffen und Internetworking-Produkte für SNA-Umgebungen anzubieten.

Bis dato implementierte Bridge-Verfahren richten sich - so der Eschborner Exklusiv-Distributor Telemation für Cisco in Deutschland - insbesondere darauf, die gesamte SNA-Kommunikation über den Token-Ring im Sinne eines Backbones zu realisieren und mit Hilfe eines Gateways bis zu sieben 802.5-Netze anzuschließen.

Durch eine eigene intelligente Wegewahl-Methode können die Token-Ringe über verschiedene Medien beziehungsweise Leitungen wie HfD, Datex-P, Ethernet oder FDDI gekoppelt werden. Dieses Routing ermöglicht schnellere Umschaltzeiten beim Ausfall einer Verbindung und auch eine bessere Lastverteilung. Im Hinblick auf das APPN- verwandte APPC (Advanded Program-to-Programm Communication) heißt es bei der möglicherweise noch nicht auf dem neuesten Stand befindlichen Gesellschaft Telemation, man nehme keinen Einfluß auf diese Anwendung, sondern stelle "nur" das Backbone für die Programmkommunikation bereit.

APPN setzt auf IBMs PU2.1 auf. Diese Unit ermöglicht die direkte Kommunikation von zwei SNA-Nodes ohne einen Umweg über Mainframes. Während PU2.1 lediglich Punkt-zu-Punkt-Verbindungen gestattet, ergänzt APPN das Protokoll um die Multipoint-Dimension.

Als ein weiteres Ziel neben der Einführung von CPI-C für PCs nannte IBM-Manager McGee die Eliminierung von arbeitsintensiven Netzwerk-Koordinationen in kleinen Systemen. Um dies zu erreichen, solle PU2.1 durch End- und Netzwerk-Knoten wie beispielsweise die AS/400, Systeme unter OS/2 oder dem Network Control Program, PS/2-Anlagen oder das 36er-System ergänzt werden. Auf diese Weise ließen sich dann Funktionen wie Ressourcenbestimmung sowie Systemeregistratur und Verzeichnissuchen in einem Netz ermöglichen.