Visual Age for Embedded Systems

IBM will sich mit Java-Tool im Markt für Kleingeräte etablieren

28.05.1999
MÜNCHEN (CW) - Die IBM kündigte eine Reihe von Entwicklungswerkzeugen für eingebettete Systeme an. Der IT-Riese wartete mit seinem Java-Tool dabei die offizielle Spezifikation von Sun nicht ab. Die Betaversion des Produkts ist bereits im Internet erhältlich, Ausführungen für andere Sprachen sollen folgen.

Das kürzlich angekündigte Java-Werkzeug hört auf den langen Namen "Visual Age for Embedded Systems, Java Technology Edition". Im Gegensatz zu dessen größerem Bruder "Visual Age for Java" (VAJ) handelt es sich dabei nicht um eine vollständige Entwicklungsumgebung, sondern um ein Add-on für letztere. Es umfaßt IBMs eigene Java Virtual Machine (E-Java), Klassenbibliotheken für die unterstützten Zielplattformen, einen Debugger sowie Komponenten zur Anbindung eingebetteter Systeme an Back-end-Applikationen. Insgesamt soll das Programmierwerkzeug für all jene geeignet sein, die Software für Geräte mit weniger als 1 MB Arbeitsspeicher erstellen wollen. Vorerst soll dieses Produkt auf das hauseigene VAJ abgestimmt werden, später aber auch mit populären Programmierumgebungen anderer Hersteller zusammenarbeiten.

Visual Age for Embedded Systems erlaubt die Emulation von Zielplattformen auf der Entwicklermaschine, so daß Code lokal ausgeführt und getestet werden kann. Alternativ unterstützt es aber auch das entfernte Debugging von Software, die auf dem Originalgerät läuft. Anfangs berücksichtigt das Tool Zielsysteme auf Basis von Intels-x86-Chips, Power-PC- und ARM-7100-Prozessoren. Vorerst noch nicht möglich ist die Entwicklung Jini-fähiger Software, die sich Suns Architektur für Plug-and-play-Networking zunutze machen soll.

Delikat ist das Vorpreschen von Big Blue mit einem Java-Werkzeug, weil Sun seit geraumer Zeit mit einer Herstellergruppe unter der Führung von Hewlett-Packard und Microsoft im Streit über Embedded Java liegt. Die Firmen verlangen von der Unix-Company mehr Einfluß auf die Spezifika- tion dieser Java-Variante, die aber bis dato noch nicht verabschiedet wurde. Die IBM wollte auf die Vorgaben von Sun aber nicht warten, sondern möglichst früh Chiphersteller, Software-Entwickler und Hardwareproduzenten mit ihren Tools erreichen. Auf diese Weise verspricht sich Big Blue einen Startvorteil in einem Markt, der im Jahr 2003 laut IDC fünf Milliarden ans Internet angeschlossene Kleingeräte umfassen wird. Allerdings bezeichneten IBM-Manager das eigene E-Java als Umgebung, die in erster Linie für die Programmierung und das Testen von Software spezialisiert sei. In der endgültigen Form will IBM ihr Werkzeug zusammen mit Suns Java Virtual Machines (JVM) ausliefern. Dennoch wird Big Blue sein Java-Werkzeug voraussichtlich auch auf JVMs abstimmen, die ohne den Segen von Scott McNealy entwickelt wurden. Dazu zählt besonders HPs Embedded-Java-Variante "Chai".

Das IBM-Tool soll im vierten Quartal auf den Markt kommen. Eine Betaversion kann von http:// www. ibm.com/embedded heruntergeladen werden. Über Liefertermine für andere Programmiersprachen machte IBM keine Angaben.