Staranwalt David Boies vertritt Klägerseite

IBM wehrt sich gegen SCO-Klage

04.04.2003
MÜNCHEN (CW) - Im Rechtsstreit um Urheberrechte am Unix-Betriebssystem hat IBM erste Maßnahmen ergriffen, um die Eine-Milliarde-Dollar-Klage von SCO abzuwehren.

Unter anderem hat Big Blue die Anwaltskanzlei Cravath, Swaine & Moore engagiert, die über 30 Jahre lang der Brötchengeber des mittlerweile selbständigen Staranwalts David Boies war. Boies vertritt in der juristischen Auseinandersetzung den Kläger SCO. Zuvor hatte er unter anderem die IBM in ihrem jahrelangen Kartellprozess vertreten und war außerdem als Anwalt der Klägerseite im Antitrust-Prozess gegen Microsoft öffentlich aktiv.

Bundesgericht soll übernehmen

IBM bemüht sich ferner darum, das bislang bei einem Gericht im Bundesstaat Utah anhängige Verfahren vor ein Bundesgericht zu bringen. Eine übergeordnete Instanz auf Bundesebene könne einen Fall, in dem die betroffenen Parteien aus unterschiedlichen Bundesstaaten stammen, fairer beurteilen, heißt es bei Big Blue. SCO hat gegen die Verlegung nichts einzuwenden.

Der Vorwurf gegen IBM lautet, das Unternehmen habe geistiges Eigentum von SCO, das im Unix-Betriebssystem steckt, an die Linux-Gemeinde abgegeben und damit unrechtmäßig veröffentlicht. Damit habe sich IBM des Vertragsbruchs, unerlaubter Einmischung in das SCO-Geschäft sowie unfairen Wettbewerbs schuldig gemacht. SCO droht dem Kontrahenten damit, ihm die Lizenz für die Auslieferung des Unix-Derivats AIX zu entziehen, und fordert Schadenersatz in Höhe von einer Milliarde Dollar.

Marktbeobachter bezweifeln jedoch, dass SCO das 1995 von Novell übernommene geistige Eigentum an der Ur-Unix-Entwicklung von AT&T nach so langer Zeit noch geltend machen kann. Zu viele Techniken aus Unix seien auch in anderen Systemen zu finden oder längst Allgemeingut. IBM hat noch eine Woche Zeit, eine offizielle Erwiderung auf SCOs Klageschrift einzureichen. Danach beginnt die Vorermittlungsphase, in der beide Parteien voneinander verfahrensrelevante Informationen einfordern und untersuchen können.

SCO warnte unterdessen davor, dass der Prozess gegen IBM kostspielig werden und das eigene Geschäft beeinträchtigen könne. Unter anderem seien hohe juristische Aufwendungen zu erwarten, ebenso könnten bestehende Partnerschaften mit IBM und mit negativ beeinflussten Partnern von IBM in Mitleidenschaft gezogen werden. Außerdem sei möglich, dass die Kooperation mit anderen Unternehmen leiden werde. In der Tat hatte sich insbesondere in der Linux-Gemeinde Widerstand gegen SCOs Klage geregt. Distributor Suse hatte beispielsweise angekündigt, seine Zusammenarbeit mit SCO neu zu bewerten. (tc/hv)