Standardsoftware Mainframes und Unix-Workstations

IBM und Sema Group wollen der SAP Marktanteile abnehmen

10.07.1992

MÜNCHEN (gfh) - Big Blue steigt ins Geschäft mit Standardsoftware ein. Gemeinsam mit der Sema Group will IBM der Nummer eins im deutschen Standard-Software-Markt, der SAP, Konkurrenz machen. Die geplante Produktlinie soll sowohl unter Großrechner-Betriebssystemen als auch unter Unix laufen.

Obwohl diese Pläne innerhalb der Branche - zum Beispiel bei der SAP - bereits bekannt sind, soll es nach Auskunft von Francois Dufaux, Vice-President der Sema Group, eine offizielle Bestätigung erst im Oktober dieses Jahres geben: "Heute können wir noch nicht sagen, wer der Partner ist."

Auch wollte Dufaux weder bestätigen noch dementieren, daß

sein Unternehmen einen Vertrag über die Entwicklung kommerzieller Software mit Big Blue abgeschlossen habe. Eine ähnliche Haltung nimmt die IBM Deutschland ein. Allerdings räumen die Stuttgarter ein, daß beabsichtigt sei, der SAP Konkurrenz zu machen I und daß zu diesem Zweck mit mehreren Unternehmen verhandelt werde. Ein Ergebnis könne derzeit jedoch noch nicht bekannt gegeben werden.

Der Sema-Group-Vice-President legt offen, worum es bei der Zusammenarbeit geht: Der Partner soll dem Unternehmen helfen die kommerzielle Standard-Software der I-Linie so weiterzuentwickeln, daß sie sowohl unter Großrechner-Betriebssystemen als auch unter Unix laufen kann. Außerdem wird das Produkt, das bisher ausschließlich im deutschsprachigen; Raum installiert ist, für den internationalen Vetrieb aufbereitet. Auf den Markt kommt die projektierte Produktlinie nach den Plänen der Sema-Group als Nachfolge-Version der in Kürze fertiggestellten "I-Linie 2". Ankündigungen soll es noch in diesem Jahr geben.

"Für dieses Vorhaben", so Dufaux, "brauchen wir einen Partner, der uns hilft, die Produkte weltweit zu implementieren." Außerdem seien dafür große Investitionen nötig. Angesichts dieser Kosten hatte die französische CW-Schwesterpublikation "Le Monde Informatique" einen Zusammenhang zwischen den Geschäftsergebnissen und der Partnerschaft mit der IBM vermutet. Nach den Informationen der Franzosen hat das Unternehmen in diesem Jahr mit 39,2 Millionen Jahr 1,9 Millionen Dollar weniger Umsatz gemacht als 1991.

Dufaux streitet allerdings ab, daß das Softwarehaus aus einem finanziellen Engpaß heraus nach einem Entwicklungspartner sucht. Es werde jedoch, so kündigte er an, bald auch neue Investoren geben. Die SAP reagierte gelassen auf die Allianz. Marketing-Chef Paul Wahl: "Wir kennen die Pläne, aber eine Gefahr sehen wir darin nicht".