Spionage-Prozeß schädigt Geschäft des japanischen DV-Herstellers:

IBM und Hitachi einigen sich

25.02.1983

SAN FRANCISCO (VWD) - Nachdem sich zwei Hitachi-Angestellte für schuldig erklärt hatten. Geschäftsgeheimnisse der IBM nach Japan verkauft zu haben, einigten sich jetzt Big Blue und der japanische Hersteller im Strafverfahren. Die Prozesse sollen dem Staatsanwalt zufolge ohne Schuldspruch beendet werden.

Hitachi Ltd. hatte nun zugegeben, mehr als eine halbe Million Dollar für Informationen über IBM-Computer bereitgestellt zu haben. Gleichzeitig betonte das Unternehmen jedoch, nichts davon gewußt zu haben, daß das Material gestohlen war.

Jetzt hat man sich bei der gerichtlichen Anhörung mit IBM darauf geeinigt, 10 000 Dollar Buße zu zahlen. Die beiden Angestellten sollen demnach 10 000 beziehungsweise 4000 Dollar bezahlen und erhalten fünf beziehungsweise zwei Jahre Gefängnisstrafe, die allerdings zur Bewährung ausgesetzt wurde.

Nach der Einigung im Strafverfahren steht dem japanischen Hersteller jetzt noch der Zivilprozeß bevor, in dem IBM eine bisher nicht genannte Summe als Ersatz für den Schaden verlangt, der durch den Verkauf der IBM-Geschäftsgeheimnisse und den daraus resultierenden Absatzrückgängen der IBM-Produkte entstanden sei. Nach der Beendigung der Anhörung gab der Hitachi-Verteidiger zu verstehen, daß man auch im Zivilprozeß eine gütliche Einigung anstreben wolle,

Insgesamt erwarten aber Beobachter von dem Schuldbekenntnis nachteilige Folgen für das USA-Geschäft des Japaners. Einige glauben sogar, daß der Fall bedeutende langfristige Auswirkungen haben werde. Zur Zeit verkauft Hitachi in den Vereinigten Staaten über National Advanced Systems (NAS), eine Tochtergesellschaft von National Semiconductor. In Industriekreisen wird es für möglich gehalten, daß NatSemi den Verkauf von NAS erwäge.

Die Geschäftsleitung von NAS war von der Nachricht, daß sich die Hitachi-Angestellten für schuldig erklärt haben, offensichtlich geschockt. In der vergangenen Woche hatte die Gesellschaft nämlich noch mitgeteilt, daß sie die eigene Produktion von Computern in den USA einstellen und durch von Hitachi gebaute Produkte ersetzen wolle.