IBM übernimmt Sercon-Berater

27.09.2007
Mitarbeiter der IBM-Tochter beklagen den Betriebsübergang.

Rund 130 Sercon-Berater sollen bereits am 1. Oktober ihren Dienst bei IBM Business Services (BS) antreten. Der Wechsel soll im Rahmen eines Betriebs-übergangs nach Paragraf 613a erfolgen. Das Gesetz regelt die Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, wenn Geschäftsbereiche aufgrund einer unternehmerischen Entscheidung abgestoßen werden. Zumindest unter Betriebsrat und Geschäftsleitung erfolgt der Betriebsübergang von Sercon zu IBM Business Services (BS) offenbar einvernehmlich. Die 130 Sercon-Mitarbeiter waren ohnehin beratend in Outsourcing-Projekten von IBM BS tätig. Dort, wo personelle Engpässe auftraten, griff der IBM-Geschäftsbereich IBM BS auf das Sercon-Personal zurück. In der Regel kamen die Berater als Projektleiter zum Einsatz. Dafür musste IBM BS zahlen und zwar sämtliche Personalkosten plus einen zehnprozentigen Aufschlag.

Ein IBM-Sprecher bestätigte den Betriebsübergang: "In der weltweiten Delivery-Organisation ist es unsere Strategie, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit entsprechender Qualifikation, die Leistungen für Strategic-Outsourcing-Verträge erbringen, in einer Organisation zusammenzufassen", schildert er die Gründe.

Für die übergehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eröffnen sich seiner Darstellung zufolge verbesserte Entwicklungsmöglichkeiten und neue Karrierepfade.

Die Konditionen für die Beschäftigten verschlechtern sich nach dem Wechsel zur Mutter nicht zumindest nach Auffassung der Sercon-Betriebsratsvorsitzenden Veronica Wernstedt: "Wir haben erreicht, dass die durchschnittlichen Leistungen beibehalten werden. Bestimmte Bestandteile werden angepasst, etwa weil sich die Berechnungsgrundlage ändert. Das geht zu Lasten einiger Kollegen, andere sind künftig besser gestellt."

Das Ende für Sercon?

Auf der Website Boocompany meldete sich dagegen ein Sercon-Mitarbeiter, der über eine große Unzufriedenheit in der Belegschaft klagt. "Die neuen Arbeitsverträge enthalten unter anderem Klauseln, die Zeit- und Leiharbeitsfirmen alle Ehre machen", heißt es dort. Auch aus einer anderen dem Unternehmen nahe stehenden Quelle ist Kritik an der Vereinbarung zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung zu vernehmen: "Interessenausgleich und Sozialplan sind nicht so toll geworden."

Mit der Auslagerung der Outsourcing-Experten bei Sercon geht die Befürchtung einher, IBM wolle ihre Tochter langsam zu Grabe tragen. Immerhin verliert Sercon mehr als 15 Prozent ihrer produktiven Arbeitskräfte, die administrativen Funktionen werden jedoch nicht reduziert. Das Ergebnis der Sercon dürfte sich demnach in den nächsten Quartalen verschlechtern. Fraglich ist, wie lange der IBM-Konzern bei seinen Töchtern Leistungseinbußen duldet. "Die Sercon soll sich in ihrem Kerngeschäft konsequent weiterentwickeln", beschreibt der IBM-Sprecher das Vorhaben, die Tochter auf die IT-Beratung auszurichten. Auf Boocompany heißt es unterdessen, es existiere eine Liste von Sercon-Mitarbeitern, die zu IBMs Software Group wechseln sollen. Betriebsrätin Wernstedt dementiert: "Davon weiß ich nichts." (jha)