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Thema des Tages

IBM überläßt Cisco sein Netzwerkgeschäft

01.09.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - IBM gibt das Geschäft mit Netzwerk-Hardware auf und überläßt das Feld den Experten von Cisco Systems. Damit findet eine weitere Konsolidierung des globalen Netzwerkmarktes statt, in dem neben Cisco vor allem noch Lucent Technologies und Nortel eine tragende Rolle spielen. IBM ist damit nach Compaq in diesem Jahr bereits der zweite große Systemhersteller, der das gerade durch die Sprach-Daten-Konvergenz immer komplexere Netzwerkgeschäft denjenigen überläßt, die mehr davon verstehen. Compaq hatte seinen Geschäftsbereich Netze an Cabletron abgegeben (CW Infonet berichtete).

Big Blue verkauft Cisco sämtliche Patente und Markenrechte seiner Hubs, Switches und Router für 300 Millionen Dollar. Cisco bezieht in den kommenden fünf Jahren für weitere zwei Milliarden Dollar Netzwerk-Chips von IBM und läßt die Netzwerke seiner Kunden von IBM Global Services betreuen. Zudem wollen die beiden Partner gemeinsam neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln und vermarkten. Einzig die SNA-Mainframe-Controller und das Token-Ring-Geschäft wird IBM im Netzwerkbereich eigenständig weiterführen.

IBMs rund 30 000 bisherige Kunden sollen im Laufe des kommenden Jahres auf Cisco-Produkte umsteigen. Die Company gibt sich optimistisch, daß sie mit Hilfe der von IBM übernommenen Patente sowie entsprechender "Hilfestellung" passende Lösungen entwickeln kann, die eine nahtlose Migration ermöglichen. Laut "Wall Street Journal" erhofft sich die Cisco-Chefetage von diesem Geschäft allein in den kommenden drei Jahren zusätzliche Einnahmen von sieben Milliarden Dollar.

Unklar ist bislang, welche Folgen der Deal für die rund 2400 Angestellten von IBM hat, die im Netzwerkbereich tätig sind (1500 im Forschungszentrum Triangle Park, North Carolina, weitere 900 weltweit). Lediglich 200 arbeiten an SNA und Token Ring, die restlichen 2200 muß der Hersteller anderweitig unterbringen. Bislang hält sich man in Armonk zu diesem heiklen Thema laut "Computergram" allerdings noch bedeckt. "Netzwerkkenntnisse werden heute überall gebraucht", gibt sich zumindest Michelle Mayer, General Manager der Netzwerk-Hardware, optimistisch.

Einer der Hauptleidtragenden des Geschäfts ist die kleine kalifornische Technologieschmiede MMC Networks, die bis dato knapp ein Viertel ihrer Umsätze mit Chiplieferungen an Big Blue erwirtschaftet hatte. Die MMC-Aktien fielen nach Bekanntwerden des Cisco-Deals um 38 Prozent, bevor der Handel am späten Nachmittag ausgesetzt wurde. Zu den weiteren Opfern zählen 3Com und Xylan (gehört inzwischen zu Alcatel), die bisher als OEMs (Original Equipment Manufacturers) für IBM gefertigt hatten.