Reorganisation zu Lasten der Europa-Zentrale:

IBM-Töchter mit mehr Kompetenzen

08.08.1986

PARIS/STUTTGART (CW) - Vom 1. September an erhalten die europäischen IBM-Töchter bei ihren Marketingaktivitäten mehr Spielraum von der Pariser Europa-Zentrale des Marktführers.

Die Weichen für diese seit längerem erwartete Reorganisation wurden vor knapp zwei Wochen gestellt, als mit dem Weggang von Vice President Paul J. Kofmehl und der Berufung von John Stanley ins "Executive Office Committee Europe " (EOC) die Aufgaben in diesem Gremium neu zugewiesen werden (siehe CW Nr. 29 vom 18. Juli 1986, Seite 2).

Die neue Struktur wird nach Angaben von IBM Europe in zwei Schritten vollzogen: Zunächst werden die operativen Marketingaufgaben, die bisher in Paris lagen, auf die Landesgesellschaften übertragen. Damit erhalten diese mehr Eigenverantwortlichkeit.

Das europäische Headquarter ist künftig für das sogenannte "strategische Marketing" zuständig und stützt sich dabei auf vier "Marketing Support Functions" ab: Marketing Development, Systems and Product Management, Services and Support sowie Telecommunications.

Im zweiten Schritt sollen die Tochtergesellschaften in ihrer Verantwortlichkeit in zwei Gruppen aufgeteilt werden, die beide getrennt nach Paris berichten werden. Verantwortlich für die erste Gruppe, zu der die Bundesrepublik, Frankreich und Italien zählen, ist der neue Mann John Stanley. Die zweite Ländergruppe übernimmt Renato Riverso, wobei seine Zuständigkeit sich auf den Bereich UK und die übrigen europäischen Länder erstreckt.

Insgesamt, so ein Sprecher der IBM Deutschland, zielt diese Dezentralisierung darauf ab, über die einzelnen Tochtergesellschaften den jeweiligen Kundenbedürfnissen in den Ländern besser entsprechen und verstärkt "anwendungsorientierte Lösungen" anbieten zu können.

Zu möglichen Auswirkungen der Reorganisation auf die personelle Struktur der Europa-Zentrale wollte IBM keine Stellungnahme abgeben. Es sei zunächst nicht an eine Änderung der derzeitigen Assignment-Pläne gedacht, hieß es aus Paris lediglich. Demgegenüber kommentierte die Gartner Group, eine amerikanische Unternehmensberatung, es sei sicher sinnvoll, einige der 2000 in Paris ansässigen IBM-Mitarbeiter in ihre Heimatländer zu schicken.