The Waves of Change

IBM-System/80-Funktionen

11.08.1978

In diesem Kapitel riskiert Charles P. Lecht einen Blick in die Kochtöpfe der IBM-Entwicklungs-Laboratorien. Mag einiges von dem, was er der neuen IBM-Rechnergeneration für die 80er Jahre, dem IBM-System 180, vorausschauend zuschreibt, dann doch nicht so realisiert werden - die Konturen der 370-Nachfolger zeichnen sich immerhin deutlich ab.

Das neue IBM-System /80 bedeutet eine radikale Abwendung von bisherigen System-Architekturen, wie sie etwa bei Universalrechnern der Serien 360 oder 370 realisiert sind. Trotzdem durfte auch bei dem neuen System für den Benutzer die Aufwärtskompatibilität gesichert sein.

Die Architektur des neuen IBM-System /80 ist im Schaubild III-4 dargestellt. Wichtigstes Merkmal dieser Systemarchitektur: Verschiedene Spezialprozessoren arbeiten als Netzknoten eines dezentralisierten Gesamtsystems. (Die Bezeichnungen in den einzelnen Elementen stammen hierbei vom Verfasser; da mit genauen Angaben zu den verschiedenen Prozessortypen nicht vor Ankündigung des Systems zu rechnen ist.)

Schaubild III-4 macht eines ganz deutlich: Der strukturelle Aufbau des IBM-System /80 bedeutet eine völlige Abkehr von herkömmlichen Architektur-Prinzipien, wie sie etwa bei 360- oder 370-Systemen vorliegen. Allerdings - und das wird vor allem den Anwender interessieren - ist auch das neue System nach oben hin softwarekompatibel.

Nun zu den verschiedenen Prozessortypen im System: Mikroprogrammierbare IP-Prozessoren (Instruction Stream Processors) übernehmen die Interpreter-Funktionen. Sie können Quellenprogramme in höheren Programmiersprachen (APL, Fortran, Cobol, PL/1 etc.) direkt verarbeiten. Nativ Mode-System 370- und Fast-Fourier-Prozessoren können diese Allroundfunktionen nicht aufweisen - sie dürften jedoch bei der Arbeit mit maschinenorientierten Programmen wesentlich besser optimierbar sein und lassen sich stärker an die jeweilige Aufgabe anpassen.

Die Arbeitsweise des neuen IBM-System /80 läßt sich etwa folgendermaßen beschreiben: Die einzelnen Jobs werden im Local- oder Remote-Betrieb, über Lochkartenleser, Disketten, Bedienerkonsolen oder Terminals in den Media-Prozessor eingegeben.

Auf dieser Verarbeitungsstufe werden Warteschlangen gebildet, Systemresourcen prioritätsgerecht verplant, Dateien angefordert, Datenhierarchien aufgebaut und die erforderlichen Prozessor-Resourcen (interpretativ oder native mode) zugeteilt. Unterstützt wird diese Arbeit von einem "outboard data manager".

Wenn alle Resourcen verplant sind, leitet. der Media-Prozessor den Jobstrom weiter in den gemeinsamen Hauptspeicher des Systems (Basic System Memory-BSM). Hier wird der Jobstrom bis zur weiteren Verarbeitung abgespeichert. Stehen die angeforderten Prozessor-Resourcen (Special Purpose/Native-Mode) bereit, erfolgt die blockweise Übertragung der Tasks in einen schnellen Arbeitsspeicher (zirka 10-mal schneller als der BSM). Die Zugriffsmöglichkeiten auf diesen Speicher sind auf bestimmte Prozessoren beschränkt.

Charles P. Lecht ist Gründer und Vorsitzender der Advanced Computer Techniques Corporation (ACT).

Übersetzung: Reinhold Falkner.