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IBM streicht mehr Stellen als erwartet

14.08.2002
IBM baut im zweiten Quartal mehr als 15.000 Stellen ab, die meisten davon bei Global Services. Hier droht nach der Übernahme von PwC Consulting vermutlich der Verlust weiterer Jobs.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - IBM hat im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres insgesamt 15.613 Stellen oder rund fünf Prozent seiner weltweiten Belegschaft abgebaut. Dies geht aus einer Pflichtveröffentlichung bei der US-Börsenaufsicht hervor und beweist, dass auch der Armonker Konzern von der Branchenkrise stärker betroffen ist als mancher bislang vielleicht wahr haben wollte. Nicht eingerechnet ist dabei die geplante Übertragung von rund 17.000 Mitarbeitern an das mehrheitlich von Hitachi geführte Festplatten-Joint-Venture.

Der Stellenabbau ist der größte bei Big Blue seit Anfang der 90er Jahre, als IBM Milliardenverluste schrieb und als eines der uneffektivsten Unternehmen der Branche galt. Aus dem SEC-Filing geht hervor, dass rund 1400 Stellen in der Microelectronics-Sparte gestrichen wurden, der Rest entfiel mit 14.213 Jobs im Wesentlichen in der Dienstleistungssparte Global Services. Nach Abschluss der Personalmaßnahmen (größtenteils bis Ende September) wird IBM noch rund 305.000 Mitarbeiter beschäftigen.

Konzernchef Samuel "Sam" Palmisano hatte die Belegschaft im April intern gewarnt, das Unternehmen werde sich verkleinern müssen, weil es das starke und anhaltende Wachstum der Vergangenheit nicht länger gebe. Im Mai dieses Jahres hatten Insider dann erstmals berichtet, IBM plane den Abbau von rund 8000 Arbeitsplätzen (Computerwoche online berichtete). Dass es jetzt deutlich mehr wurden, begründet eine Konzernsprecherin unter anderem mit anhaltendem "Rebalancing" und der unerwartet hohen Akzeptanz von Mitarbeiterprogrammen für freiwillige Auszeiten, vor allem in Europa. "Wir passen die Belegschaft ständig an Skills und Kundenbedürfnisse an", so die IBM-Frau.

Goldman-Sachs-Analystin Laura Conigliaro wundert sich nicht über den höheren Stellenabbau. IBM habe "eine Reihe von Geschäftsbereichen, in denen sie die Kosten zu senken versuchen", erklärte die Expertin. Die Übernahme und Integration von PwC Consulting (Computerwoche online berichtete) werde vermutlich noch weitere Überlappungen und in der Folge Stellenstreichungen mit sich bringen. Conigliaro schätzt, dass deswegen "noch ein paar Tausend Leute" ihre Jobs verlieren könnten.

Die IBM-Aktie schloss gestern zum NYSE-Fixing um 13 Cent fester bei 71,90 Dollar; seit Jahresbeginn hat das Papier rund 40 Prozent an Wert verloren. Palmisano und Finanzchef John Joyce lieferten gestern übrigens auch fristgerecht ihre von der SEC geforderten Eide auf die letzte Bilanz ab. (tc)