Doppelte Verarbeitungsgeschwindigkeit zum doppelten Preis:

IBM stopft Leistungsloch zwischen 4331 und 4341

23.05.1980

BÖBLINGEN/WHlTE PLAINS (gr) - Der letzte Drilling ist geboren und benahmt. Zwar heißt er nicht 4336, wie seit Juni 1979 zu erwarten gewesen wäre, er trägt auch nicht den allgemeinen Namen 43YY, eine Bezeichnung, die Stratetic Business Services (SBS), San José, bei ihrer Prognose Anfang Dezember benutzte, um bei der schwierigen Namensgebung nichts falsch zu machen.

Letzte Woche eingetroffen ist auf jeden Fall in Form einer Geburtsanzeige das System, das kapazitätsmäßig zwischen der 4331 und der 4341 liegt. Doch trägt es die schnöde Bezeichnung "Modell 2", als wäre es ein Ableger der 4331, nicht aber das bisher fehlende Glied, das Leistungsloch zwischen den beiden 4300er Modellen stopft. Der schrumpfende Auftragsbestand für die 4331 könnte sich auch in geringeren Lieferzeiten für die neue Maschine auswirken.

Leistungsmäßig stellt die 4331 Modell 2 eine wirkliche Verbesserung gegenüber dem jetzt als "Modell 1" laufenden System dar. Doppelt so viele Instruktionen werden je Zeiteinheit verarbeitet, der standardmäßige Kontrollspeicher ist auf 128 KB ausgeweitet, der Hauptspeicher hat die vierfache Kapazität der 4331, die Standardkonfiguration kostet rund das Doppelte. Das Modell 2 ist auch nach Angaben der Computerworld die erste 4300-Zentraleinheit mit einem Hochgeschwindigkeits-Pufferspeicher von acht KB. Außerdem soll das neue System auch im 370-Mode ohne Performanceverluste arbeiten. Es wird von OS/VS1 unterstützt, was 370-Anwendern nach Angaben der IBM Vorteile bringt.

Zwischen 13 und 16 Stunden brauchen die IBM-Techniker vor Ort, um die installierten Zentraleinheiten der 4331 umzurüsten.

Für Aufträge des Modells 1, die vom Kunden in Aufträge für ein Modell 2 umgewandelt werden, sind nach IBM-Angaben die Erstauslieferungen für das vierte Quartal 1980 geplant. Modellumrüstungen können ab erstem Quartal 1981 beginnen.

Eine Systemkonfiguration, bestehend aus:

- dem Rechner IBM 4331 Modell 2 mit 2 MB Hauptspeicher,

- einer Online-Plattenkapazität von zirka 2,2 GByte,

- zwei Magnetbandeinheiten,

- einem Drucker,

- drei Farb-Datensichtgeräten mit Steuereinheit,

- zwei Datensichtgeräten (davon eines als Systemkonsole genutzt),

- einem vorgenerierten Software-Paket, das interaktive Programmentwicklung ermöglicht und unter dem Betriebssystem DOS/VSE-Advanced Functions die DB/DC-Software CICS/ DL1 benutzt,

ist für einen Mietpreis von rund 29 000 Mark bei 24-Monats-Miete erhältlich.

Der Rechner IBM 4331 Modell 2 wurde wie Modell 1 im IBM

Entwicklungslaboratorium Böblingen entwickelt- die Produktion für Europa, den Nahen Osten und Afrika übernimmt das IBM-Werk Mainz.

Rein theoretisch ist der Durchsatz nach IBM-Angaben gegenüber der 4331 um das 2,3fache gestiegen. Doch ergaben Tests eine durchschnittliche Verbesserung von nur 1,8.

Die um ein halbes bis ein Jahr verkürzten Lieferfristen für die 4331 werden sich nach Ansichten von Marktbeobachtern auch auf die Version zwei auswirken. Bei der 4331 beschleunigte der Mainframner nach Ansicht von David Stein, einem Analysten der Gartner Group Inc., die Produktion der Komponenten. 64 KRAM-Chips würden jetzt schneller hergestellt. Damit verliefe auch die Produktion der Anlagen planmäßig. Nachdem einige Auftraggeber ihre Orders zurückgezogen hatten, andere auf die frühere Lieferung verzichteten, weil sie mit der Umstellung ihrer Programme nicht nachkamen, folgert die Computerworld, daß sich die verbesserten Lieferbedingungen der IBM bald auch in der Verfügbarkeit des größeren Modells niederschlagen müßten.