Erstmals wieder mit eigenen Produkten

IBM stellt Massenspeichersysteme Shark als Ramac-Nachfolger vor

30.07.1999
MÜNCHEN (CW) - IBM hat mit "Shark" seine neuen Raid-5-Array-Speicher vorgestellt. Die Systeme sollen die "Ramac"-Massenspeichersysteme ablösen, die Big Blue als OEM noch für Storage Technology verkauft, bis das gemeinsame Vertriebsabkommen im kommenden Jahr ausläuft.

Shark-Systeme können bis zu 11 Terabyte (TB) an Daten aufnehmen. IBM sagt, daß mit Shark eine Homogenisierung der Unternehmensdatenhaltung realisierbar ist, weil die Massenspeicher neben der MVS-Mainframe-, auch die Unix- und NT-Welt einbinden können. An Shark lassen sich Server von Herstellern unterschiedlichster Couleur anschließen.

Shark basiert auf der AIX-RS/6000-Plattform. Innerhalb des Systems nutzt IBM seine Serial Storage Architecture (SSA) anstelle von Fiber Channel (FC). Letztere allerdings ist die Technologie der Wahl bei der Anbindung von Shark an DV-Komponenten wie Servern. Big Blue nutzt als Verbindung Escon, Ficon und SCSI. Das Unternehmen behauptet, momentan sei der Datendurchsatz mit Shark rund 25 Prozent schneller als bei vergleichbaren Konkurrenzmodellen.

Zunächst keine Virtual-Disk-Option

Große Hoffnungen setzt Big Blue auch in seine mit Shark mitgelieferte "Flash-Copy"-Software. Sie ermöglicht es Anwendern, Datensätze im Fall eines Systemabsturzes innerhalb von zwei Sekunden zu duplizieren. Allerdings wird diese Funktion erst Ende 1999 zur Verfügung stehen. Im Gegensatz zu EMCs "Timefinder"-Software benötige das Flash-Copy-Tool keinen physikalisch vorhandenen und vorher vordefinierten Speicherplatz auf dem Datenträger. Flash-Copy sowie die ebenfalls mit den Shark-Systemen angebotene "Peer-to-peer-Remote-Copy"-Funktion gibt es für AS/400-Anwender allerdings nicht.

Ein großer Wermutstropfen der Ankündigung ist, daß die sogenannte Virtual-Disk-Option, die für Ramac-Systeme schon lange angeboten wird, für Shark erst im ersten Quartal des kommenden Jahres zur Verfügung steht. Mit dieser Technologie ist es Anwendern möglich, eine Ansicht von einem Datensatz zu fertigen, um im Fall eines Systemabsturzes die Daten wieder rekonstruieren zu können. Hierzu müssen nicht erst sämtliche Daten gespiegelt werden. Das Marktforschungsinstitut IDC schätzt, daß diese Virtual-Disk-Option Anwendern so viel wert ist, daß Systeme mit dieser Funktion allein rund 27 Prozent aller Umsätze im Massenspeichermarkt abschöpfen können.

Ein Diskussionspunkt ist auch der Preis für Shark: Für Deutschland steht er noch nicht fest. Der Listenpreis für ein System mit Plattenkapazitäten von einem halben Terabyte soll aber bei ungefähr 231 000 Dollar oder 0,55 Dollar pro Megabyte liegen. Mit der Speicherkapazität, also der Größe der benutzten Festplatten, sinken die Kosten zwar. Will der Anwender aber Charakteristika wie Hochverfügbarkeit, Remote Copy, Partitionierung oder die Flash-Copy-Datenduplikation nutzen, muß er tief in die Tasche greifen. Experten schätzen, daß dann 1 MB bis zu einem Dollar kostet.

Ganz verschämt hat IBM neben Shark auch noch eine Ramac-Aufrüstung vorgestellt. Das neue System "Model X83" besitzt doppelt soviel Speicherplatz wie das bisherige "Model X82". Allerdings können X82-Benutzer ihre Speichersysteme nicht auf das neue Modell hochrüsten, weil IBM intern jetzt wie bei den Shark-Speichern SSA-Konnektoren benutzt.