Investitionen von 400 Millionen Dollar geplant

IBM startet neue Initiative für Storage Area Networks

14.04.2000
MÜNCHEN (CW) - IBM versucht neuen Schwung in sein Geschäft mit Speichernetzen zu bringen. Mit Investitionen in Höhe von 400 Millionen Dollar will der Computerpionier neue Produkte entwickeln, seine Service- und Vertriebsmannschaft verstärken sowie weitere Testzentren für Storage Area Networks (SANs) aufbauen. IBMs Ziel ist eine Speicherwelt, in der alle Geräte problemlos zusammenarbeiten.

"IBM ist mit seiner Strategie auf dem richtigen Weg", glaubt Mike Kahn, Chairman der IT-Beratungsfirma "The Clipper Group". Der Trend gehe dahin, seinen Kunden All-in-One-Angebote zu offerieren. Neben den Software- und Hardwareprodukten müssten auch die entsprechenden Services mit angeboten werden.

Zu diesen geplanten Services gehört die Einrichtung von weltweit 50 neuen "SAN Solution Centers". In diesen Testzentren sollen Kunden ihre Speichernetze auf Interoperabilität und Leistung hin testen können. Das Problem, dass Komponenten verschiedener Hersteller in einem SAN oft nicht zusammenarbeiten, ist nach wie vor nicht gelöst, gesteht Linda Sanford, General Manager für die Speichersubsysteme bei IBM, ein. Die Testlabors sollen dazu beitragen, den Kunden mehr Sicherheit zu bieten. Die Idee ist allerdings nicht neu. Andere Firmen wie zum Beispiel EMC oder Veritas betreiben ebenfalls Testlabors, in denen bestimmte Speicherkonfigurationen geprüft werden.

Um seine Storage-Dienstleistungen zu verbessern, will IBM eine eigene Serviceeinheit gründen, die innerhalb der Global Services speziell Speicherkunden betreuen soll. Außerdem plant Big Blue, seine Verkaufsmannschaft für Speicherprodukte um 1000 Mann zu verstärken.

An neuen Produkten präsentieren die Armonker verbesserte Versionen ihrer "Shark"-Storage-Server. Die Modelle "2105-F10" und "2105-F20" arbeiten mit IBMs "H70"-Server aus der RS/6000-Familie als Basiseinheit. Diese Geräte sind mit 64-Bit-Risc-Prozessoren aus der Northstar-Reihe ausgerüstet. Die Taktrate beträgt 340 Megahertz. Der Hauptspeicher auf den H70-Boards lässt sich bis auf 16 GB ausbauen. Bei den Vorgängermodellen "E10" und "E20" betrug die Größe dieses als Platten-Cache genutzten Speichers maximal 6 GB. Der Hersteller verspricht mit den neuen Storage-Servern eine Leistungssteigerung von bis zu 100 Prozent.

IBM will EMCs Vormachtstellung brechenMit der jetzt gestarteten Initiative unternimmt IBM einen neuen Angriff auf die Vormachtstellung EMCs im Speichergeschäft. Der Weg führe über die Interoperabilität aller Speichergeräte, glaubt Sanford. Wenn die Kombinationsmöglichkeiten von Servern, Storage-Devices und Netzkomponenten vielfältiger werden, wäre auch die Abhängigheit der Anwender von einem einzigen Hersteller geringer.

EMC sieht der Attacke gelassen entgegen. Der im US-amerikanischen Hopkinton ansässige Speicherspezialist pocht auf eine Umfrage der Analysten von Merrill Lynch. Demnach vertrauten viele Speicherverantwortliche in den Unternehmen weiter auf die EMC-Produkte. Die Frage, ob sie planten, im nächsten Jahr IBMs Shark-Systeme einzusetzen, verneinten 64 Prozent der befragten Manager. Je 18 Prozent antworteten mit Vielleicht und Ja. Außerdem müsse Big Blue erst einmal seine Hausaufgaben in Sachen Software erledigen. So musste IBM zuletzt die Markteinführung verschiedener Speicherfunktionen wie Flash-Copy oder Peer-to-Peer-Copy bis auf weiteres verschieben.