Kolumne

IBM spielt Chef im Rechenzentrum

02.08.2005

Big Blue hat den Mainframe nie aufgegeben. Für IBM standen die Big Irons immer für Big Business, Kundentreue und Automatisierung. Das reinrassige IBM-Rechenzentrum war deshalb nicht nur preislich eine Klasse für sich. Was Verfügbarkeit, System-Management und Sicherheit betraf, bekam der Kunde durchaus etwas für sein Geld. Doch die Bastion ließ sich nicht allein halten. Obwohl IBM mit der Zeit alle Hersteller von so genannten steckerkompatiblen Mainframes aus dem Feld schlug, zogen zunächst Unix-, später sogar Windows- und zuletzt auch Linux-Rechner in die Rechenzentren ein. Das Gleiche galt für System-Management- und andere systemnahe Software. IBM musste mit anderen Softwareherstellern teilen. Damit boten sich den Anwendern zwar endlich Alternativen bei Technologie und Preis, aber Verwaltung und Automatisierung des IT-Equipments ließen sich nicht mehr schmerzfrei erledigen - zumal es in den 90er Jahren im Zuge der Client-Server-Architektur inzwischen fast in jede Dependance und jede Abteilung diffundiert war. Inzwischen lebt IBM-Hardware und -Peripherie mit den Produkten anderer Hersteller in friedlicher Koexistenz. Man liebt sich nicht, aber man kommt - auf dringende Aufforderung des Anwenders - inzwischen miteinander zurecht.

Mit dem jetzt angekündigten Nachfolger der Z-Series 990, dem z9, scheint Big Blue, die Fäden im Rechenzentrum wieder an sich ziehen zu wollen (siehe Seite 19). Der neue Mainframe hat nicht nur verglichen mit seinem Vorgänger gigantische Leistungswerte, sondern soll auch als Chef eines Rechenzentrums fungieren können. Noch fehlen zwar bis auf die neue Virtualisierungssoftware konkrete Hinweise, wie der Z9 die anderen Maschinen steuern und verwalten können soll, aber kaum jemand stellt das Know-how der IBM in dieser Sache in Frage.

Der Versuch, wieder vorherrschende Kraft im Rechenzentrum der großen Kunden zu werden, unterstreicht zwei Entwicklungen: Die eher wolkigen Ansätze von Sun (N1), HP (Adaptive Enterprise) und IBM selbst (E-Business on Demand), heterogene Rechnerlandschaften effektiver zu verwalten und auszunutzen, sind offenbar gescheitert. Und die IBM fühlt sich aufgrund ihres Mainframe-Monopols wieder stark genug, den anderen zu zeigen, wer im Rechenzentrum das Sagen hat.

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