Unabhängige Anbieter kommen an DB2-Kompatibilität nicht vorbei:

IBM setzt nach wie vor den DBMS-Maßstab

05.12.1986

NEW YORK (CWN) - Hart bedrängt fühlen sich die unabhängigen DBMS-Anbieter durch die DB2-Aktivitäten der IBM. Um im heißumkämpften Datenbankgeschäft langfristig überleben zu können, wird deshalb die Kompatibilität zum Flagschiffprodukt des Marktführers immer mehr zum unbedingten Muß für die Konkurrenz.

Einen Großteil des DB2-Erfolges schreiben amerikanische Branchenkenner der Marketingstrategie von Big Blue zu. So ist es beispielsweise möglich, das System zu leasen, anstatt es gleich kaufen zu müssen. Die meisten unabhängigen DBMS-Hersteller bieten diese Alternative nicht. Darüber hinaus gilt DB2 als Voraussetzung dafür, eines Tages mit dem Super-Data-Dictionary arbeiten zu können, das die IBM ihren Kunden schon seit langem verspricht. Nicht zuletzt haben die Unabhängigen auch gegen das Prestige zu kämpfen, das sich weltweit mit dem Namen IBM verbindet.

Empfindlich zu spüren bekamen diese Konkurrenzsituation bereits etablierte Anbieter wie Cullinet und Applied Data Research (ADR): Die Abwanderung zahlreicher Kunden zu DB2 schlug sich deutlich in sinkenden Umsatzzahlen nieder. Um in der DBMS-Arena überleben zu können, müssen die unabhängigen Anbieter deshalb eine Strategie entwickeln, ihre Produkte DB2-kompatibel zu machen. Eine Schlüsselposition kommt hierbei der Abfragesprache SQL zu, die sich inzwischen als Industriestandard etabliert hat.

Drei Möglichkeiten, sich neben DB2 zu behaupten, gelten in US-Anbieterkreisen als erfolgversprechend: zum einen, das eigene DBMS so auszulegen, daß alle auf DB2 ausgerichteten SW-Produkte auch unter dem System des unabhängigen Herstellers laufen können; zum anderen, ein eigenes Datenbanksystem anzubieten, aber gleichzeitig eine DB2-Schnittstelle verfügbar zu machen; oder aber sich ganz aus dem DBMS-Geschäft zurückzuziehen und sich von auf Systemsupport und Applikationssoftware für DB2-kompatible Produkte zu konzentrieren.