IBM schneller als der Staat

17.01.1975

NEW YORK - Von Präsident Ford wird verschärft auf die Durchführung des Antitrustverfahrens gegen IBM mit dem Ziel der Zerschlagung des Konzerns gedrängt. IBM wiederum fordert einen baldigen Prozeßbeginn und will damit erreichen, daß die Regierung bei Sichtung des umfangreichen Beweismaterials ins Hintertreffen gerät.

Meilenstein der amerikanischen Rechtsprechung

US-Regierungsanwälte prüfen mit sehr viel Sorgfalt die IBM-Papiere, um nicht unvorbereitet gegen die IBM-Leute vor Gericht aufzutreten. Der Ausgang des Verfahrens bei einer Zerstückelung kann sowohl die gesamte Computerbranche, wie auch Handelsbilanzen einiger Länder sowie internationale Beziehungen entscheidend beeinflussen. Chefrichter David Edelstein bezeichnet das Verfahren als einen Meilenstein der amerikanischen Rechtsprechung.

Keine konkreten Vorstellungen

Von seiten der Regierung scheint man aber kaum konkrete Vorstellungen über die Zerschlagung und Entflechtung des IBM-Konzerns zu haben. Denn auch der neue 337 Seiten umfassende Entflechtungsplan enthält keinerlei Hinweise, wie sich die Regierung eine Zerstückelung und Entflechtung des Unternehmens vorstellt. Ganz einfach dürfte das auch nicht sein.

Spekulationen

Aufgrund der Schwierigkeit des Verfahrens und des riesigen Dokumentenumfangs wird von seiten der Regierung immer mehr das Verfahren verschleppt, so daß schließlich Spekulationen aufkamen, ein Prozeß würde niemals stattfinden. Tatsächlich ist das Verfahren sehr kompliziert und das Regierungsteam ließ verlauten, daß es ein weiteres Jahr benötigt, das erdrückende Material zu sichten, bevor eine endgültige Entscheidung gefällt werden kann. Den letzten Informationen entsprechend, soll das Gerichtsverfahren gegen IBM am 18. Februar 1975 beginnen.

Entschädigungen und Aufträge

IBM seinerseits verfolgt die Strategie, Antitrustklagen konkurrierender Hersteller im Keim zu ersticken, indem sie die Kläger finanziell entschädigt, ihnen Aufträge zuschanzt oder sie auf andere Weise befriedigt. So erhielt Ampex Corp. im Juli 74 von IBM eine Entschädigung in Höhe von 13 Millionen Dollar. Den spektakulärsten Vergleich schloß IBM 1973 mit Control Data.

Die Kleinen schreien, der Große zahlt.

Eine Einigung mit IBM-Klägern scheint immer populärer zu werden und erschwert die Anstrengungen der Regierungsbeamten, die Mammutklage glaubwürdig und wirksam erscheinen zu lassen.

So wird heute schon in der Branche gespottet: "Wer in Amerika im Computerbereich tätig ist braucht nur einmal laut Monopol zu schreien, und schon kommt IBM mit dem Geld angerannt.