Längerfristig Umstieg möglich

IBM produziert vorerst die Prozessoren von Cyrix weiter

11.09.1998

In den Meldungen hatte es in der vergangenen Woche geheißen, die IBM wolle nicht länger die "6x86"-Chips für die von National Semiconductor übernommene Cyrix fertigen. Statt dessen werde die Cyrix-Mutter die Produktion komplett übernehmen. Als Grund für die angebliche Entscheidung wurde angeführt, Big Blue "habe nicht die Möglichkeit, das Design der Prozessoren zu verändern oder eigene Prozesse zu implementieren".

Sprecher von IBM und Natsemi wehrten derartige Spekulationen ab. Das Verhältnis beider Unternehmen bleibe vorerst unverändert, hieß es. National Semiconductor ist demnach auch nicht verärgert darüber, daß IBM ständig die Cyrix-Preise unterbietet und es der Natsemi-Tochter damit erschwert, Verträge mit PC-Herstellern zu ergattern.

Nach Ansicht von Linley Gwennap, Herausgeber des "Microprocessor Report", schürte National Semiconductor vor allem selbst die Gerüchte. Man habe sich mit einer Pressemitteilung über die geplante Produktion von Cyrix-Chips in einer neuen Natsemi-Fertigungsstätte übermäßig gebrüstet, meinte der Prozessorpapst gegenüber dem Brancheninformationsdienst "Computergram".

Gleichzeitig bescheinigt der Analyst den Unterstellungen einen wahren Kern. "Mittel- oder längerfristig werden die beiden Firmen unterschiedliche Wege gehen", vermutet Gwennap. "Früher war Cyrix mangels eigener Fabriken gezwungen, sich auf die IBM zu verlassen - mit der Übernahme durch Natsemi ist dieser Bedarf aber schlagartig gesunken." Zwar besitze National Semiconductor momentan noch keine entsprechenden Produk- tionskapazitäten, mit der Fertigstellung einer neuen Fabrik Ende 1999 jedoch könne man auf die Hilfe der IBM wohl verzichten.