Torvalds' Unix bald auf allen Server-Linien

IBM packt Linux auf Thinkpads und RS/6000

16.06.2000
MÜNCHEN (CW) - IBM setzt auf immer breiterer Front auf das Open-Source-Unix Linux: Künftig liefert Big Blue auch tragbare PCs auf Wunsch mit Linux aus.

Interessierte Kunden erhalten die neuesten Thinkpad-Linien "A20" und "T20" künftig auf Wunsch auch mit "OpenLinux 2.4" von Caldera, einer bis dato nicht besonders populären Distribution. Entsprechende Konfigurationen sollen ab dem dritten Quartal erhältlich sein. Bislang kommt Linux vor allem auf (Web-)Servern zum Einsatz, kann aber zumindest im Unternehmensumfeld keine nennenswerte Verbreitung auf Desktops, geschweige denn Notebooks vorweisen - als größter Hemmschuh erweist sich die für "Otto Normalanwender" zu komplexe Bedienung und Systemverwaltung.

Auch Big Blue zielt mit seinem neuen Angebot nicht auf jedermann, sondern nimmt laut Vice President Irving Wladawsky-Berger vor allem die ohnehin schon Linux-freundlichen IT-Profis und Wissenschaftler ins Zielgruppen-Visier. Übrigens ist IBM beileibe nicht der erste große Hersteller, der Linux auch für Portables anbietet - Direktanbieter Dell tut dies bereits seit Februar dieses Jahres, setzt allerdings auf die Variante von Red Hat Software.

Linux bald auf allen ServernNeben der Thinkpad-Unterstützung gab IBM noch zahlreiche weitere Linux-Engagements bekannt. Eine Reihe von RS/6000-Systemen ("B50", "F50", "43P Model 150") ist ab sofort mit Suse Linux zu haben, weitere sollen im Laufe des Jahres folgen. Für kleine und mittlere Unternehmen mit Linux-Ambitionen hat der Konzern ein "Small Business Pack" geschnürt, das aus der Datenbank DB2, dem Application Server "Websphere" sowie Lotus Domino 5.03 besteht - zu einem Preis von knapp 500 Dollar. Last, but not least unterstützt nun Websphere in der aktuellen Version 3.02 Linux-Anwendungen direkt.

Bereit seit einiger Zeit unterstützt IBM Linux auf seinen PC-Servern der "Netfinity"-Linie und auf den S/390-Mainframes; für die hochintegrierten "Mittelstands-Server" der AS/400-Familie gibt es bislang nur ein zeitlich nicht konkretisiertes Commitment. Die Grundaussage aber ist klar. "Sie werden Linux auf jeden Fall über unsere komplette Server-Palette hinweg sehen", verspricht Buell Duncan, General Manager der Global Business Partners Group.

Gartner-Analyst George Weiss warnt allerdings in Sachen Linux vor allzu großer Euphorie. Es gelte noch eine ganze Reihe von Problemen aus der Welt zu schaffen. Dazu gehörten die mangelnde Motivation kommerzieller Entwickler, der fehlende Service und Support auf weltweiter Basis, Desaster Recovery und andere Service-Level-Garantien.