Big-Blue-Mitarbeiter antworten auf Akers' Kritik

IBM-Manager tragen Hauptschuld an der Misere des Unternehmens

02.08.1991

MANHASSET (IDG) - Anläßlich eines sogenannten elektronischen "Town meetings" kritisierten IBM-Mitarbeiter die Preis- und Produktpolitik ihres Unternehmens, aber auch das Management, das wenig Rücksicht auf Kundenwünsche nehme.

Die Kritik gipfelt in der Aussage, daß der Boß, John Akers, die Hauptschuld an der jetzigen Misere trage.

Anlaß für die elektronische Sitzung war die Generalabrechnung des Big-Blue-Bosses mit gewissen Leistungsträgern seines Unternehmens.

Akers hatte seinen Führungskräften die Leviten gelesen und über nachlassende Produktivität, schwache Verkaufsleistungen und zuviel Bürokratie im Unternehmen geklagt: "Der Druck ist einfach nicht groß genug - die Mitarbeiter sind verdammt bequem, obwohl das Geschäft in einer Krise steckt."

Allgemein herrschte bei den Teilnehmern der elektronischen Sitzung nach Angaben des amerikanischen Magazins "Information Week" die Meinung vor, daß der Computerriese frustrierte Angestellte sowie zu ehrgeizige und alte Manager loswerden will.

Weiterhin vertraten die Akers-Kritiker die Meinung, daß die eigenen Produkte den hohen Preis nicht rechtfertigten. Auch sei die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen mangelhaft, zum Teil gar nicht vorhanden, und die Manager widmeten ihre Aufmerksamkeit nicht den Kundenwünschen. Viele Konferenzteilnehmer waren laut "Information Week" der Auffassung, daß die Wurzel allen Übels bei Akers' persönlich liege.

Wie das Computermagazin weiterhin berichtet, wurde die elektronische Konferenz auf Initiative eines Managers einberufen, um Mitarbeitern zu ermöglichen, zu Akers Kritik Stellung zu beziehen.

Akers wollte sich zum "Town meeting" nicht äußern. Allerdings verwies ein Sprecher des Armonker Unternehmens auf einen Beitrag seines Chefs in der Hauszeitschrift, in der er seine Kritik an der Personalpolitik in abgemilderter Form wiederholte.

Der IBM-Boß lobte das Engagement vieler seiner Beschäftigten, meinte aber andererseits auch: "Ich glaube, daß einige Mitarbeiter nur Dienst nach Vorschrift tun."