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IBM liefert solide Zahlen

19.10.2004
Relativ unbelastet von der IT-Krise zieht IBM an der Spitze der Branche weiterhin seine Bahnen. Dabei kommt Big Blue die Neigung der Anwender, bevorzugt bei großen Anbietern zu kaufen, zweifellos entgegen.

Relativ unbelastet von der IT-Krise zieht IBM an der Spitze der Branche weiterhin seine Bahnen. Die Neigung der Anwender, bevorzugt bei großen Anbietern zu kaufen, kommt Big Blue zweifellos entgegen. Zudem ist der Konzern inzwischen so positioniert, dass Schwächen in einem Bereich von anderen Abteilungen ausgeglichen werden können. Solche Sorgenkinder gibt es durchaus, auch wenn die Gesamtzahlen auf den ersten Blick eine andere Sprache sprechen.

Big Blue erhöhte seinen Umsatz im dritten Quartal gegenüber der entsprechenden Vorjahreszeit um 8,9 Prozent auf 23,4 Milliarden Dollar. Mit Ausnahme der Sparte Global Financing, die um elf Prozent schrumpfte, konnte der Konzern in allen Segmenten seine Einnahmen verbessern. Die Softwareumsätze stiegen um fünf Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar, das Hardwaregeschäft wuchs um zwölf Prozent auf 7,5 Milliarden Dollar und die Dienstleister von Global Services nahmen 11,4 Milliarden Dollar ein, zehn Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Innerhalb der einzelnen Divisionen läuft aber längst nicht alles rund. Der Hardwaresektor profitierte vornehmlich von der Nachfrage nach Mainframes, Klein-Servern und Notebooks. Die Umsätze mit x86-Servern stiegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 26 Prozent, Blade-Rechner verbesserten sich sogar um 140 Prozent. Demgegenüber gab es Rückschläge für die "P-Series"-Familie, deren weltweite Einnahmen stagnierten. In Europa sank ihr Umsatz sogar um 17 Prozent - Unix trifft in der Alten Welt zunehmend auf die Konkurrenz durch Linux.

Auch die Rechner der "I-Series"-Reihe bereiten weiter Probleme. Die Anwender wollen nicht so schnell auf die neue Generation mit Power-V-Prozessoren wechseln, wie IBM es gerne hätte. Finanzchef Mark Loughridge musste deshalb einen Umsatzeinbruch um 26 Prozent melden. Die Softwaresparte zeichnete ebenfalls kein einheitliches Bild, konnte sich insgesamt aber verbessern. Während die Einnahmen aus der Lotus-Abteilung um sechs Prozent schrumpften, legte das "DB2"-Datenbankgeschäft um 15 Prozent zu. Infrastrukturprogramme aus der "Tivoli"-Familie wuchsen um 19 Prozent.

IBM Global Services, die Dienstleistungssparte des Konzerns, war wieder einmal der Stabilisator des Geschäfts: Acht Verträge, die im dritten Quartal geschlossen wurden, waren mehr als 100 Millionen Dollar wert; ein Deal lag über einer Milliarde Dollar. Dafür musste IBM die Kündigung eines fünf Milliarden Dollar schweren Outsourcing-Kontrakts durch die Investmentbank J.P. Morgan Chase verschmerzen. Dies schlug sich nicht in den Zahlen nieder, ist aber schlecht für das Ego von IBM sowie für den Auftragsbestand, der leicht schrumpfte.

Das gravierendste Problem des Konzerns war indes hausgemacht: IBM musste sich mit Ex-Mitarbeitern vergleichen, die gegen eine Änderung in der Pensionskassenregelung geklagt hatten. Dies schlug allein im dritten Quartal mit einer Belastung von 320 Millionen Dollar zu Buche. Würden die Kosten nicht berücksichtigt, hätte IBM die Gewinnerwartungen der Wallstreet übertroffen. So verzeichnete der Konzern lediglich einen mageren Anstieg des Profits von knapp einem Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar. Dennoch zeigten sich die Investoren mit dem Ergebnis zufrieden, der Aktienkurs legte nachbörslich um zwei Prozent zu.

Grund hierfür war der relativ optimistische Ausblick, den das Management abgab. Für das Gesamtjahr 2004 setzte IBMs Finanzchef Loughridge die Ergebnisprognosen herauf, und für 2005 gab er sich "zuversichtlich", dass der IT-Markt leicht wächst und das eigene Geschäftsmodell funktioniert. Konkrete Zahlen nannte er indes nicht. Zumindest in den USA und Asien funktioniert die IBM-Strategie - in Europa stagnierten die Einnahmen währungsbereinigt. Während es in Osteuropa gut läuft, schrumpften die Umsätze Loughridge zufolge in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien. (ajf)