IBM legt bei IT-Automatisierung nach

28.05.2008
Auf der System-Management-Konferenz Pulse 2008 vergangene Woche in Orlando präsentierte IBM eine Reihe von Automatisierungslösungen. Von Business-Service-Automation war jedoch nicht die Rede.

Um den IT-Betrieb den steigenden Anforderungen flexibler Geschäftsmodelle anpassen zu können, sehen sich IT-Manager derzeit nach intelligenten Automatisierungs-Tools um. Analysten wie Forrester und Gartner werten die Automatisierung deshalb auch als eines der heißesten IT-Themen der kommenden Jahre, zumal ein hoher Kosten-Nutzen-Effekt in Aussicht stehe. Die Branche hat in den vergangenen 18 Monaten reagiert: Hewlett-Packard kaufte die auf RZ-Automatisierung spezialisierte Firma Opsware, BMC übernahm Realops (Run-Book Automation) und jüngst Bladelogic (Automation von Konfigurationsänderungen), Computer Associates kooperiert mit Opalis - Akquisition nicht ausgeschlossen.

Das Ziel ist "Full Automation"

Vergleichsweise ruhig verhält sich dagegen IBM Tivoli, die im Jahr 2001 mit ihrer Autonomic-Computing-Initiative für Aufsehen sorgte und lange Zeit selbstheilende Systeme propagierte. "Full Automation" ist auch jetzt noch das Ziel, die Administration müsse zur Kontrolle künftiger Infrastrukturen von mühsamer und zeitraubender Handarbeit entlastet werden: "Eine simple Idee, allerdings gar nicht einfach umzusetzen", gab Steve Mills, Chef der IBM Software Group, auf der Pulse-Konferenz in Orlando zu.

Entsprechend stellten sich die auf der Veranstaltung präsentierten IBM-Produkte auch eher als eine Sammelung einzelner Automatisierungslösungen dar, die in ihrer Gesamtheit noch einen hohen Integrationsbedarf haben. Mit Automatisierungsfunktionen angereichert wurden zum Beispiel der "Tivoli Service Request Manager" und die Tivoli-Asset-Management-Produkte. Beide Linien basieren auf der Technik, die IBM mit der Firma MRO im Jahr 2006 übernahm. Der "Tivoli Business Continuity Process Manager" soll Desaster-Recovery-Aktionen automatisieren, adressiert aber offensichtlich nur das Mainframe-Umfeld und keine heterogenen Umgebungen, die weitaus schwieriger zu verwalten sind. Hinzu kommt der "Tivoli System Automation Application Manager" zur Verwaltung von Applikations-Clustern sowie die "Event Management and Monitoring Services".

Keine übergreifenden Automatismen

So nützlich die Automatisierungsfunktionen der einzelnen Applikationen für den Anwender auch sein mögen, eine Gesamtstrategie, wie sich die Produkte in Richtung Business-Service-Automation (BSA) entwickeln sollen, blieb IBM auf der Pulse schuldig. So ist es zwar möglich, einen Change, wie den Austausch eines Servers, komfortabel im Asset-Management-Tool zu planen. Mechanismen, mit denen Tivoli Software Distribution automatisiert beauftragt würde, die für den neuen Rechner vorgesehenen Programme und Daten aufzuspielen, fehlen jedoch.

Solche langwierigen Integrationsaufgaben hat die Konkurrenz allerdings ebenfalls noch vor sich. Doch hier ist BSA das erklärte Ziel. Eine Umgebung also, in der möglichst viele System-Management-Disziplinen ineinandergreifen, weitgehend automatisiert auf Prozessveränderungen reagieren und in der sich die Funktion der Administration auf planerische und kontrollierende Aufgaben beschränkt. So hat sich HP mit Opsware auch ein umfangreiches Set an vordefinierten Regeln für Automatisierungsschritte gekauft, was dem Anwender letztlich viel Scripting erspart und in der Form bei IBM nicht zu finden ist. Damit drängt sich der Eindruck auf, dass IBM auf dem Weg von der IT- zur Itil-Automation den Konkurrenten HP und BMC hinterherhinkt. (ue)